Eichelhäher
Steckbrief Eichelhäher
Größe | 32-35 cm (Körperlänge), 52-58 cm (Spannweite) |
Geschwindigkeit | Nicht bekannt |
Gewicht | 140-190 g |
Lebensdauer | 4-7 Jahre |
Nahrung | Eicheln, Insekten, Früchte, Eier, Wirbeltiere |
Feinde | Greifvögel, Marder, Katzen |
Verbreitung | Europa, Nordafrika, Asien |
Lebensraum | Lichte Laub-, Misch- und Nadelwälder |
Ordnung | Sperlingsvögel |
Familie | Rabenvögel |
Wissenschaftl. Name | Garrulus glandarius |
Merkmale | Rabenvogel mit blauen Federn; ahmt Geräusche nach |
Merkmale und Besonderheiten
Der Eichelhäher ist ein Rabenvogel - genauso wie Elster und Kolkrabe. Seine auffälligsten Merkmale sind die blau schillernden Federn in seinen Flügeln und sein charakteristisches „Rätschen“. Er kann andere Vögel wie zum Beispiel den Mäusebussard oder Alltagsgeräusche nachahmen. Außerdem ist er sehr intelligent.
Arten
Es gibt knapp 70 Unterarten des Eichelhähers – und sie sehen alle ein bisschen unterschiedlich aus. So hat eine der Unterarten beispielsweise eine schwarze „Haube“ auf dem Kopf und eine andere ein schwarzes Gesicht.
Verbreitung und Lebensraum
Der Eichelhäher ist in ganz Mitteleuropa zuhause. Er lebt in lichten Laub-, Misch- und Nadelwäldern. In Nordeuropa ist er eher in Kiefern- und Fichtenwäldern zu finden. In Südeuropa bewohnt er auch Trockenwälder und Olivenhaine. Er ist auch häufig in der Nähe von Menschen zu sehen, zum Beispiel in Parks und Gärten.
Lebensweise
Der Eichelhäher ist tagaktiv. Im Herbst verbringt er 10-11 Stunden pro Tag mit der Suche nach Nahrung – als Vorrat für den Winter. Meistens hört man ihn, bevor man ihn sieht, weil er häufig „rätscht“.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Eichelhäher sind etwa so groß wie Stadttauben. Sie haben eine Körperlänge von 32-35 cm und eine Spannweite von 52-58 cm. Ihr Gewicht liegt bei 140-190 g.
Gefieder
Der Eichelhäher ist leicht an seinem charakteristischen Gefieder zu erkennen. Es ist rosa bis rötlich-braun. An den schwarz-weißen Flügeln besitzt er auffällig blau-schwarz gebänderte, schillernde Federn. Am Schnabel hat er einen schwarzen „Bart“-Streifen.
Kehlsack
Der Eichelhäher besitzt eine sackförmige Hautausstülpung am Hals. Sie wird Kehlsack genannt. Darin kann er 5-10 Eicheln verstauen. Häufig transportiert er auch noch eine zusätzliche Eichel im Schnabel.
Weibchen oder Männchen – Wo ist der Unterschied?
Weibliche und männliche Eichelhäher unterscheiden sich nicht. Das Gefieder ist bei beiden gleich gefärbt.
Eichelhäher oder Tannenhäher – Wo ist der Unterschied?
Der Eichelhäher wird manchmal mit dem Tannenhäher verwechselt. Die beiden sehen nur aus großer Entfernung ähnlich aus, denn sie sind sehr unterschiedlich gefärbt. Der Tannenhäher ist braun statt rötlich-rosa. Außerdem hat er überall weiße Flecken. Die blau schimmernden Federn in den Flügeln fehlen.
Nahrung
Was essen Eichelhäher? Vor allem Eicheln natürlich - aber nicht nur! Im Sommer ernähren sie sich auch von Raupen, Käfern, Heuschrecken, Spinnen, Früchten, Eiern und kleinen Wirbeltieren. Sogar Aas kommt „auf den Teller“. Sie gelten deshalb als Allesfresser. Im Winter essen sie vor allem Eicheln sowie Bucheckern und andere Nüsse. Sie sammeln sie im Herbst und verstecken sie als Vorrat für den Winter im Erdboden.
Verhalten
Vorrat für den Winter
Im Herbst beginnt der Eichelhäher, Eicheln für den Winter zu sammeln. Er bricht zu sogenannten Sammelflügen auf und verbringt jeden Tag 10-11 Stunden mit der Suche. Auf seinen Flügen legt er 5-8 km zurück – um auch wirklich alle Eicheln in der Umgebung zu bekommen. Zum Glück kann er 5-10 Stück gleichzeitig in seinem Kehlsack tragen. Wenn du spazieren gehst, sammle doch mal zehn Eicheln und lege sie zusammen in eine Hand - das ist eine beachtliche Menge für einen Vogel. In einem Jahr sammelt ein Eichelhäher 11-15 kg Eicheln. Im Laufe ihres Lebens kommt er auf 25.000-30.000 Eicheln.
Einemsen
Was macht man, wenn man lästige Parasiten auf der Haut hat - also, so als Eichelhäher? Der Vogel hat einen ziemlich ausgefuchsten Trick. Er setzt sich mitten auf einen Waldameisenhügel, streckt die Flügel aus und beginnt, sich auf den Boden zu drücken und zu reiben. Den Ameisen gefällt das gar nicht. Um den Eindringling zu vertreiben, verspritzen sie Ameisensäure. Und zwar direkt in das Gefieder des Eichelhähers. Und das vertreibt die Parasiten. Der Fachbegriff dazu lautet „einemsen“.
Laute
Warnruf
Der häufigste Ruf des Eichelhähers ist der Warnruf. Er ist ein lautes, aber heiseres „Rätschen“ - mehrmals langsam hintereinander. Er warnt damit nicht nur Artgenossen. Der Ruf ist so laut, dass ihn auch alle anderen Tiere im Wald hören und vor Gefahren gewarnt sind. Deshalb trägt er auch den Namen „Wächter des Waldes“.
Gesang
Die Stimme des Eichelhäher kann auch überraschend melodisch sein. Sein Gesang ist jedoch sehr leise und selten.
Nachahmung von Lauten
Eichelhäher sind nicht immer an ihrem Ruf zu erkennen, weil sie je nach Situation passende Geräusche aus ihrem Lebensraum nachahmen:
• Bei Gefahr
Wenn sie sich bedroht fühlen, ahmen sie zur Abschreckung einen ihrer Feinde nach. Zum Beispiel einen Waldkauz, Mäusebussard oder Habicht.
• Auf dem Land
Eichelhäher, die auf dem Land leben, machen eher Buntspechte, Spatzen oder das beschwingte Pfeifen eines Menschen nach.
• In der Stadt
Eichelhäher, die in der Stadt oder Stadtnähe leben, eignen sich ganz andere Laute an. Sie klingen wie quietschende Reifen, wie ein weinendes Baby, ein Rasenmäher, eine miauende Katze oder ein Wecker. Übrigens haben wir einen ausführlichen Artikel über Vogelgesang.
Intelligenz
Eichelhäher sind sehr intelligente Vögel – ähnlich wie Raben. Hier sind ein paar Beispiele, wie clever die Tiere sind:
Ausgezeichnetes Gedächtnis
Eichelhäher merken sich im Laufe ihres Lebens 25.000-30.000 Verstecke. Das ist eine beachtliche Leistung für einen Vogel und erfordert viel Intelligenz.
Zaubertricks klappen bei ihnen nicht
Eichelhäher fallen nicht auf Zaubertricks herein. In einem Experiment hielten Wissenschaftler einen Wurm in einer geschlossenen Hand und gaben ihn scheinbar in die andere Hand – ein typischer Taschenspielertrick. Die Vögel ließen sich nicht täuschen und wählten die richtige Hand.
Sie machen mentale Zeitreisen
Wir Menschen denken gerne an Erlebnisse in der Vergangenheit, indem wir sie uns vorstellen und noch einmal erleben. Wissenschaftler fanden heraus, dass auch Eichelhäher an wichtige Momente erinnern und vor ihrem inneren Auge vorbeiziehen lassen.
Gedanken um die Partnerin
Wissenschaftler fanden heraus, dass sich männliche Eichelhäher Gedanken darüber machen, was ihre Partnerin gerne essen möchte. Sie ließen sie dabei zusehen, wie ihre Partnerinnen mit Wachswürmern gefüttert wurden. Dann durften sie ihnen selbst Futter bringen und dabei zwischen Wachswürmern und Mehlkäfern wählen. Sie brachten aber nicht etwa Wachswürmer, sondern das Futter, das die Weibchen noch nicht gegessen hatten: Mehlkäfer. Umgekehrt war es genauso: Wenn die Partnerinnen Mehlkäfer gegessen hatten, brachten die Männchen ihnen stattdessen Wachswürmer. Wie romantisch und clever!
Lebenserwartung
Eichelhäher werden 4-7 Jahre alt. Der älteste wurde 17 Jahre – es war ein beringtes Tier, das in England lebte.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden zählen vor allem Sperber, Habichte, Marder und Hauskatzen.
Der Mensch
Der Eichelhäher wurde früher als Forstschädling betrachtet und für einen Nesträuber gehalten. Beides stimmt nicht, aber er wurde aus diesem Grund stark bejagt und verschwand aus vielen Gegenden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich die Bestände zum Glück erholt. Der Eichelhäher gilt nicht als gefährdet.
Bedeutung für das Ökosystem
Der Eichelhäher wird auch als „Waldbauer“ bezeichnet, weil er nicht alle Eicheln, die er versteckt hat, wiederfindet. Er hilft dadurch, den Wald aufzuforsten und trägt zur Erhaltung des Gleichgewichts in der Natur bei. Da er auch Aas frisst, sorgt er außerdem dafür, dass sich Bakterien und Krankheiten nicht ausbreiten.
Fortpflanzung
Balzritual
Eichelhäher leben monogam, das heißt, sie bleiben ihr Leben lang mit ihrem Partner zusammen. Zur Brutzeit pflegen und erneuern sie ihre Partnerschaft durch eine bestimmte Art von Flügelschlag sowie zickzack- oder kreisförmige Flüge.
Brutzeit
Eichelhäher bekommen ihre Jungen etwas später als andere Vögel – etwa zwischen April und Juni. Sie warten ab, bis das Laub an den Bäumen schön dicht ist, damit das Nest von Raubtieren unentdeckt bleibt.
Nest und Gelege
Eichelhäher nisten in einer Höhe von 2-5 m. Ein Gelege umfasst für gewöhnlich 4-7 Eier. Sie haben eine graugrüne Farbe und sind braun gesprenkelt.
Küken
Die Küken schlüpfen 16-19 Tage nach der Eiablage und verbringen etwa drei Wochen im Nest. Nachdem sie es verlassen haben, werden sie noch drei bis vier Wochen gefüttert.
Der Eichelhäher ist verwandt mit:
- Elster
- Krähe
- Rabe
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Amsel
- Dachs
- Eichhörnchen
- Fledermaus
- Fuchs
- Glühwürmchen
- Habicht
- Hamster
- Igel
- Katze
- Maikäfer
- Marder
- Marienkäfer
- Maus
- Mäusebussard
- Mistkäfer
- Rabe
- Rotkehlchen
- Siebenschläfer
- Waschbär
- Weißstorch
- Wespe
Quellen:
- „Eichelhäher - Vogelstimmen lernen“ (https://www.youtube.com)
- „Eurasian jays (Garrulus glandarius) show episodic-like memory through the incidental encoding of information“ (https://journals.plos.org)
- „Exploring the perceptual inabilities of Eurasian jays (Garrulus glandarius) using magic effects“ (https://www.pnas.org)
- „Can male Eurasian jays disengage from their own current desire to feed the female what she wants?“ (https://royalsocietypublishing.org)