Igel
Steckbrief Igel
Größe | 22-30 cm (Braunbrustigel) |
Geschwindigkeit | Bis 7 km/h |
Gewicht | 500-800 g (Braunbrustigel) |
Lebensdauer | 3-6 Jahre |
Nahrung | Käfer, Raupen, Ohrwürmer |
Feinde | Eulen, Hunde, Füchse |
Verbreitung | Europa, Afrika, Asien |
Lebensraum | Lichte Wälder, Grasland, Steppe, Wüste |
Ordnung | Insektenfresser |
Familie | Igel |
Wissenschaftl. Name | Erinaceidae |
Merkmale | Kleine Säugetiere mit Stachelkleid |
Merkmale und Besonderheiten
Igel sind kleine Säugetiere. Sie gehören zur Familie der Insektenfresser. Ihr auffälligstes Merkmal sind ihre spitzen Stacheln. Bei Gefahr rollen sie sich zu einer stacheligen Kugel zusammen. Raubtiere haben dann keine Chance, ihnen näher zu kommen, ohne sich zu verletzen.
Arten
Es gibt insgesamt 34 Arten, zum Beispiel Weißbrustigel, Steppenigel, Wüstenigel und Rattenigel. In Deutschland sind Braunbrustigel und Weißbrustigel am häufigsten.
Verbreitung und Lebensraum
Igel sind in ganz Europa, Afrika und in Teilen Asiens verbreitet. In Amerika und Australien gibt es keine Igel. Ihr Lebensraum sind trockene, lichte Wälder, offenes Grasland, Hecken, Büsche, Weiden, Parks und Gärten. Es gibt auch Igel, die in Steppen und Wüsten leben. Rattenigel bewohnen Regenwälder.
Lebensweise
Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind Einzelgänger und treffen sich nur zur Paarung. Die meiste Zeit verbringen sie mit der Suche nach Nahrung. Im Herbst fressen sie besonders viel, damit sie während der kalten Jahreszeit Winterschlaf halten können.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Der häufigste Igel in Deutschland, der Braunbrustigel, hat eine Körperlänge von 22-30 cm. Er wiegt 500-800 g. Der asiatische Spitzmausigel ist der kleinste Igel. Er wird nur 9-15 cm lang und wiegt 20-80 g. Der größte ist der „Große Rattenigel“. Er wird 32-40 cm lang und wiegt bis zu 1,1 kg – ähnlich wie ein Kaninchen.
Körperbau
Igel haben einen rundlichen Körperbau und eine lange, bewegliche Schnauze mit Tasthaaren. Im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der Insektenfresser haben sie sehr große Augen und Ohren (vergleiche sie mit denen von Maulwurf und Spitzmaus!).
Stacheln
Igel haben überall an ihrem Körper Stacheln – nur nicht im Gesicht, am Bauch und an ihren Armen und Beinen. Es sind bis zu 8.000 Stück. Sie bestehen aus demselben Material wie Haare, sind aber innen hohl. Spannend ist, dass sie jeden Stachel einzeln aufstellen können. An der Wurzel sind sie weiß und an der Spitze braun.
Igel oder Stachelschwein – Wo ist der Unterschied?
Igel und Stachelschweine haben beide Stacheln auf ihrem Rücken. Sie sind aber nicht verwandt, denn das Stachelschwein gehört zu den Nagetieren und ist ein Pflanzenfresser. Sie lassen sich auch äußerlich gut unterscheiden: Das Stachelschwein ist drei Mal so groß wie der Igel. Seine Stacheln sind zehn Mal so lang und haben außerdem Widerhaken.
Ernährung
Igel gehören zur Familie der Insektenfresser. Von ihrer Ernährungsform her gelten sie als Allesfresser. Sie essen vor allem von wirbellosen Tieren wie Käfern, Schmetterlingslarven und Ohrwürmern. Ab und zu ernähren sie sich auch von Regenwürmern und Ringelwürmern. Manche Arten verzehren auch Mäuse, Maulwürfe, kleine Kröten, Schlangen, Küken, Eier und Aas. Man sollte ihnen niemals Milch geben, denn sie vertragen keinen Milchzucker und können daran sterben.
Verhalten
Warum rollen sich Igel zu einer Kugel?
Bei Gefahr rollen sich Igel zu einer stacheligen Kugel zusammen, um vor Angreifern geschützt zu sein. Solange er in dieser Körperhaltung verharrt, kann ihnen kein Raubtier etwas tun. Der Rotfuchs hat jedoch einen cleveren Trick, um den Igel zu überlisten. Er bringt ihn dazu, sich wieder aufzurollen, indem er ihn in einen Teich schubst. Gegen Autos haben die kleinen Tiere mit ihren Stacheln leider keine Chance.
Sind Igel gefährlich?
Igel sind sehr friedlich. Wenn sie sich bedroht fühlen, fauchen sie zur Warnung. Wenn man sie trotzdem bedrängt, können sie auch zubeißen. Auf ihren Stacheln können sich Krankheitserreger wie der Borna-Virus, Salmonellen, Leptospiren, Listerien und Chlamydien befinden. Deshalb sollte man immer Handschuhe tragen, wenn man einen Igel aufheben muss.
Winterschlaf
Igel halten von Mitte November bis März oder April Winterschlaf. Während dieser Zeit verlangsamen sie Herzschlag, Atmung und Stoffwechsel und senken ihre Körpertemperatur. Sie schlafen tief und fest und essen nichts - bis sie im Frühling wieder aufwachen. Wozu ist das gut? Igel finden in der kalten Jahreszeit keine Nahrung. Der Winterschlaf hilft ihnen, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.
Sinne und Fähigkeiten
Sinne
Igel verlassen sich vor allem auf den Geruchssinn – er ist ihr wichtigster Sinn. Auch ihr Hörsinn und ihr Tastsinn sind gut ausgebildet. Sie sind zwar nicht blind, aber sie sehen nicht besonders gut. Da sie dämmerungs- und nachtaktiv sind, ist das aber auch nicht wichtig.
Zusammenrollen
Igel rollen sich zu einer Kugel zusammen, indem sie einen Muskel anspannen. Er befindet sich am Rand ihres Stachelkleids und läuft ringsherum um den Körper. Er funktioniert ein bisschen wie ein Beutel, den man mit einer Schnur zuziehen kann.
Schwimmen
Igel sind erstaunlich. Wir kennen sie meistens nur als zusammengerollten „Ball“, aber was sie alles können, ist wirklich verblüffend. Igel können sogar schwimmen - wenn auch nur kurze Strecken.
Laufen
Männliche Igel sind gut zu Fuß. Man könnte sogar sagen, sie sind leidenschaftliche Langstreckenläufer. Auf der Suche nach Futter und Weibchen durchstöbern sie ein Gebiet von bis zu 100 Hektar. Das entspricht etwa 130 Fußballfeldern. Ein riesiges Revier! Den Weibchen reicht ein Gebiet von 30 Hektar. Wozu sich die Füße wund laufen, wenn die Männer ohnehin zu ihnen kommen? Igel laufen übrigens bis zu 3 km am Tag und sind bis zu 7 km/h schnell.
Klettern
Igel bewegen sich die meiste Zeit am Boden fort, aber sie können auch sehr gut klettern. Der Untergrund darf nur nicht zu glatt sein, sondern muss guten Halt bieten. Sie können einen Maschendrahtzaun mit 1 m Höhe mühelos überwinden.
Lebenserwartung
Igel werden 3-6 Jahre alt. Der älteste Igel, der in freier Wildbahn lebte, wurde 16 Jahre alt.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die natürlichen Feinde der Igel sind Eulen, Füchse und Hunde.
Der Mensch
Verlust von Lebensraum
Der natürliche Lebensraum der Igel wird immer kleiner, denn es gibt immer mehr Häuser, Fabriken und Straßen - aber immer weniger Wälder.
Straßenverkehr
Viele Igel verunglücken, weil sie nachts eine Straße überqueren wollen, die direkt durch ihren Lebensraum gebaut wurde. Sie werden von Autos überfahren und sterben.
Mähroboter
Mähroboter werden immer besser programmiert, trotzdem verletzen sie jedes Jahr viele Tiere tödlich. Wer nicht auf einen Mähroboter verzichten kann, sollte ihn vorzugsweise nur tagsüber laufen lassen.
Milch
Igel sollten niemals (!) Milch erhalten. Die gut gemeinte Gabe von Milch führt zu schweren Magen-Darm-Problemen, an denen sie sterben können. Sie sollten auch kein Hundefutter bekommen. Igel können sich in der Regel gut selbst versorgen, so dass sie von uns Menschen kein Futter brauchen. Es sei denn, sie sind krank oder vor dem Winter unterernährt.
Bierfallen gegen Schnecken
Abends ziehen Igel los, um das ein oder andere Bier zu trinken. Wirklich wahr! Dafür müssen sie nicht in die Kneipe, sondern nur in Nachbars Gemüsegarten, denn der stellt kleine Schälchen mit Bier auf, um Nacktschnecken zu bekämpfen. Man nennt sie „Bierfallen“. Igel genehmigen sich gerne einen Schluck und torkeln dann betrunken durch die Gegend. Klingt lustig, ist es aber nicht. Warum? Sie rollen sich in diesem Zustand nicht mehr ein und sind leichte Beute für Raubtiere. Manche sind so betrunken, dass sie mit ihrem Kopf im Schälchen liegen bleiben und ertrinken. Also: Bitte keine Bierfallen aufstellen und weitersagen!
Igeln helfen
Kranke Igel
Kranke Igel erkennt man daran, dass sie tagsüber unterwegs sind. Sie laufen nicht weg, wenn man sich ihnen nähert und sie rollen sich nicht ein. Sie torkeln oder laufen „schief“. Wer sie genauer ansieht, entdeckt vielleicht Fliegeneier, Maden oder Verletzungen durch scharfe Gegenstände (Mähroboter, Zäune). Diese Igel sollte man unbedingt zum Tierarzt bringen oder in einer Igelstation oder Igelpflegestelle abgeben. Die Menschen dort wissen am besten, den kleinen Kerlchen zu helfen ist. Handschuhe nicht vergessen!
Magere Igel
Ein Igel, der die Größe einer Kiwi oder einer Zitrone hat, ist zu klein und zu mager, um überleben zu können. Ein gesunder, erwachsener Igel hat etwa die Größe einer Paprika. Ab Mitte Oktober sollte er mindestens so groß sein wie eine Grapefruit oder eine Mango. Wenn nicht, sollte man ihn zum Tierarzt bringen. Am besten trägt man dabei Handschuhe. Igel haben manchmal Pilzerkrankungen, die sie übertragen können - auf Menschen und auf Haustiere.
Igelwaisen
Wer ein Igeljunges findet, sollte zuerst nachsehen, ob es Fliegeneier oder Maden hat. Wenn nicht, sollte man in der näheren Umgebung nach seiner Familie suchen und das Jungtier zu seiner Mutter oder seinen Geschwistern setzen. Ist aber niemand auffindbar, sollte man es in einer Igelstation oder Igelpflegestelle abgeben.
Igel im Garten
Laubhaufen stehen lassen
Igel verstecken sich gerne in Laubhaufen. Wer im Herbst in seinem Garten Laub zusammenkehrt oder Laubhaufen aufräumt, sollte besonders vorsichtig sein, denn darin könnten sich Igel befinden!
Ein Igelhaus aufstellen
Wer einen Garten hat, könnte ein hübsches Igelhaus aufstellen oder bauen. Am besten steht es unter einem schattigen Busch oder an einer Hecke. Der Eingang sollte nach Südosten zeigen. Das Innere füllt man mit etwas Stroh.
Igel als Haustier
Igel stehen unter Naturschutz und dürfen nicht als Haustiere gehalten werden. Außerdem sind sie als Haustiere vollkommen ungeeignet.
Bedeutung für das Ökosystem
Igel sind sehr wichtig für das Gleichgewicht in der Natur, weil sie verhindern, dass sich Insekten zu stark vermehren, insbesondere Läuse, Larven, Käfer, Raupen und Schnecken. Sie sind deshalb auch sehr beliebte Gäste im Garten und im Gemüsebeet.
Fortpflanzung
Paarungszeit
Ab Mai ist das sogenannte „Igelkarussell“ gut zu beobachten. Das Männchen läuft im Kreis um das Weibchen seiner Wahl herum. Wenn sie nicht „überzeugt“ ist, dreht sie sich mit, stellt die Stacheln auf und faucht. Das kann stundenlang so gehen.
Tragzeit und Geburt
Die Tragzeit der Igel beträgt 30-48 Tage, was bedeutet, dass die Babys etwa zwischen Juni und August zur Welt kommen. Sie sind zunächst blind und taub. Zu diesem Zeitpunkt haben sie aber schon um die 100 Stacheln. Da fragt man sich doch: Wie schafft es das Muttertier, ihre Kleinen auf die Welt zu bringen, ohne sich zu piksen? Ganz einfach: Die Stacheln der Babys sind noch sehr weich und werden erst später hart und fest.
Überlebenschancen
Ein Wurf umfasst normalerweise 4-5 kleine Babyigel. Oft überleben aber nur 1-2 von ihnen das erste Jahr. Danach steigen ihre Überlebenschancen deutlich.
Fun Facts
Auf Englisch
Igel heißen auf Englisch Hedgehog – der Name setzt sich aus „hedge“ für „Hecke“ und „hog“ für „Schwein“ zusammen. Er wird also auf Englisch als „Heckenschwein“ bezeichnet.
Haarigel
Nicht alle Igelarten haben Stacheln. Ratten- und Haarigel besitzen zum Beispiel ein Fell.
Ameisenigel
Es gibt auch Tiere, die Igel heißen und gar keine sind. Der Ameisenigel hat harte Stacheln, gehört aber zu den Kloakentieren.
Transportieren Igel auf ihrem Rücken Essen?
Das ist auf gestellten Fotos oft zu sehen und klingt auch sehr praktisch, ist aber Unsinn. Wenn sich auf ihren Stacheln Pilze oder Apfelstücke befinden, dann weil sie sie versehentlich aufgespießt haben. Lustig sieht es aber auf jeden Fall aus.
Der Igel ist verwandt mit:
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Biene
- Blindschleiche
- Buntspecht
- Dachs
- Eichhörnchen
- Eichelhäher
- Eule
- Fledermaus
- Fuchs
- Glühwürmchen
- Hummel
- Kaninchen
- Kreuzotter
- Marder
- Marienkäfer
- Maus
- Uhu
- Wespe
Quellen:
- „Anyone Can Get Old—All You Have to Do Is Live Long Enough: Understanding Mortality and Life Expectancy in European Hedgehogs (Erinaceus europaeus)“ (https://www.mdpi.com)
- „New records of shrew gymnure (Neotetracus sinensis) and Chinese mole shrew (Anourosorex squamipes) from Guangdong Province“ (https://www.researchgate.net)
Empfohlene Beiträge zum Thema:
Verwandte Artikel: