Trampeltier
Steckbrief Trampeltier / Kamel
Größe | 160-180 cm (Schulterhöhe) |
Geschwindigkeit | Bis 65 km/h |
Gewicht | 450-1.000 kg |
Lebensdauer | 30-50 Jahre |
Nahrung | Pflanzen, Blätter, Gräser |
Feinde | Wolf |
Verbreitung | Zentralasien |
Lebensraum | Wüsten, Halbwüsten, Steppen, Hochebenen, Gebirge |
Ordnung | Paarhufer |
Familie | Kamele |
Wissenschaftl. Name | Camelus ferus, Camelus bactrianus |
Merkmale | Größtes Kamel, hat zwei Höcker |
Merkmale und Besonderheiten
Das Trampeltier ist ein großes Huftier und gehört zu den Schwielensohlern. Es ist für seine zwei Höcker berühmt. Obwohl es wochenlang ohne Wasser auskommt, sind die Höcker keine Wasserspeicher. In den Höckern befindet sich gespeichertes Fett. In freier Wildbahn ist das Trampeltier leider vom Aussterben bedroht. Es gibt weniger als 950 Tiere.
„DAS“ Kamel
Beim Kamel denken die meisten sofort an ein großes Huftier mit zwei Höckern: das Trampeltier! Das Kamel als Tierart gibt es aber so nicht. Kamel bezeichnet eine Tierfamilie. Zu dieser gehört zum Beispiel auch das Dromedar.
Namen
Die Fähigkeiten, wochenlang ohne Wasser auszukommen und weite Strecken zu laufen, haben dem Trampeltier (und dem Dromedar) den Spitznamen „Wüstenschiff“ eingebracht. Offiziell wird das Trampeltier auch zweihöckriges Kamel, mongolisches oder baktrisches Kamel genannt. Baktrisch, weil es aus einer Landschaft namens Baktrien stammt, die im heutigen Afghanistan, Tadschikistan und Usbekistan liegt.
Arten
Es gibt das wilde, in Freiheit lebende Trampeltier und das domestizierte, als Nutztier gehaltene Trampeltier. Die beiden Arten unterscheiden sich in ihrem Erbgut und sehen auch unterschiedlich aus. Von der wilden Art gibt es nur noch 950 Tiere, von der domestizierten 2,5 Millionen.
Verbreitung und Lebensraum
Die wilden Trampeltiere leben heute nur noch in geschützten Naturreservaten in Zentralasien: in der Wüste Gobi, Altun Shan, Aksai Annanba, Dunhuang, Wanya Idun und Lop Nur. Ihr natürlicher Lebensraum sind Landschaften mit wenig Niederschlag und wenig Pflanzen: Wüsten, Halbwüsten, Steppen, Hochebenen und trockene Gebirgsregionen. Sie kommen sowohl mit eisigen -30 Grad Celsius als auch mit heißen 50 Grad Celsius gut zurecht.
Lebensweise
Trampeltiere sind tagaktiv. Sie bilden Herden, die aus 6-20 Tieren bestehen. Sie sind sehr sozial und kümmern sich sehr liebevoll um ihren Nachwuchs.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Trampeltiere haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 225-350 cm, eine Schulterhöhe von 160-180 cm und messen bis zur Spitze ihrer Höcker 230-250 cm. Ihr Schwanz wird 35-55 cm lang. Das Gewicht liegt zwischen 450 und 1.000 kg. Die männlichen Tiere sind größer und schwerer. Im Durchschnitt werden sie 600 kg schwer, die weiblichen Tiere wiegen nur 450 kg.
Winterfell
Trampeltiere haben im Winter ein dichtes Winterfell. Im Frühjahr fällt es in großen Fetzen ab, wodurch sie sehr zerlumpt aussehen. Die wilde Art hat dünnes Fell, die domestizierte hat dichtes, wolliges Fell.
Höcker
Trampeltiere haben zwei Höcker. Sie sind wie zwei große Vorratskammern. Aber nicht für Wasser, sondern für Fett. Jeder Höcker kann 15-20 kg Fett speichern. Wenn ein Trampeltier gut genährt ist, stehen die Höcker aufrecht und sind gut gefüllt. Wenn sie schlaff hin und her kippen, sind ihre Speicher leer – und das Kamel braucht dringend Nahrung. Bei den frei lebenden Trampeltieren sind die Höcker etwas kleiner und kegelförmiger.
Schwielen
Wie alle Kamele haben auch Trampeltiere unter ihren Hufen große, dicke, schwielenartige Polster. Deshalb nennt man sie auch „Schwielensohler“. Die Polster schützen vor heißem Sand, scharfen Steinen und Felsen, geben festen Halt und verhindern das Einsinken im Sand. Die gespreizten Zehen helfen ebenfalls, dass sie nicht einsinken. Interessanterweise haben sie nicht nur unter den Hufen Schwielen: auch an den Knien befinden sich Schwielen. Dadurch verletzen sie sich nicht, wenn sie sich hinknien und wieder aufstehen.
Trampeltier vs. Dromedar – Wo ist der Unterschied?
Der größte und offensichtlichste Unterschied zwischen den beiden ist die Anzahl der Höcker. Trampeltiere haben zwei Höcker und Dromedare nur einen. Das hat auch einen guten Grund: Trampeltiere leben unter viel härteren Bedingungen und brauchen daher mehr Fettvorräte. Mehr erfährst du in unserem Artikel „Kamel oder Dromedar – Wo ist der Unterschied?“.
Anpassung an den Lebensraum
Ob eisig kalt oder brütend heiß - Trampeltiere sind perfekt an karge, trockene Lebensräume angepasst. Hier sind ein paar körperliche Merkmale, die ihnen helfen, zu überleben:
- Nasenlöcher verschließbar – hält Schmutz und Sand fern
- Gespaltene Oberlippe – hilft beim Grasen
- Haare an den Ohren – halten Sand fern
- Lange Wimpern – halten Sand fern
- Große Augenbrauen – schützen vor der blendenden Sonne
- Haare auf den Lippen – schützen die Haut vor dornigen Sträuchern
- Winterfell – hält im Winter bei -30 Grad Celisus warm
- Zwei Höcker – speichern Fettvorräte für Notzeiten Gespreizte Hufe - verhindern Einsinken im Sand
Ernährung
Trampeltiere sind hauptsächlich Pflanzenfresser – wie alle Kamele. Am liebsten essen sie Federgras sowie die Blätter von Tamarindenbäumen und Saxaulbäumen. Sie essen aber eigentlich alle Pflanzen, die sie finden, egal ob trocken, dornig, salzig, bitter oder sogar giftig. Wenn es nichts anderes gibt, essen sie auch Aas. Es klingt wie ein Scherz, aber in der Not essen sie auch Zelte, Kleidung und Schuhe (aus Naturmaterialien). Die Nahrung wird erst grob zerkaut, kommt anschließend in den Vormagen und wird später ein zweites Mal gekaut – ähnlich wie bei einer Kuh.
Verhalten
Wanderungen
Trampeltiere laufen täglich 30-40 km auf der Suche nach Nahrung und Wasser.
Spucken
Wie alle Kamele kann auch das Trampeltier spucken. Aber Achtung: Die Spucke ist kein Speichel, sondern unverdautes Essen aus dem Magen.
Sind Trampeltiere gefährlich?
Trampeltiere gelten als friedlich und freundlich. Die wilden Tiere, die nicht an Menschen gewöhnt sind, sind scheu und laufen weg.
Fähigkeiten und Sinne
Sinne
Trampeltiere haben einen ausgezeichneten Geruchssinn. Es ist ihr wichtigster Sinn. Sie können auch sehr gut sehen und hören.
Wasser trinken - 150 Liter Wasser in 10 Minuten
Trampeltiere können wochenlang ohne Wasser auskommen – aber nur, wenn sie genügend Feuchtigkeit aus Pflanzen aufnehmen können. Wenn sie durstig sind, trinken sie in kürzester Zeit eine riesige Menge Wasser. Sie können über 150 Liter Wasser auf einmal trinken – und das innerhalb von 10 Minuten. Normalerweise „tanken“ sie aber „nur“ knapp 60 Liter auf einmal.
Besondere Blutkörperchen
Wie alle Kamele haben auch Trampeltiere besondere Blutkörperchen. Normalerweise sind sie bei Säugetieren rund. Bei ihnen sind sie oval, also eierförmig. Durch diese besondere Form können sich die Blutkörperchen schneller und einfacher ausdehnen. Das ist wichtig, wenn die Tiere schnell und viel auf einmal trinken – sonst würden die Blutkörperchen durch den Druck platzen.
Körpertemperatur
Die Körpertemperatur von Trampeltieren schwankt zwischen 34 und 42 Grad, um sich ihrer Umgebung anzupassen und weniger Energie verlieren. Sie schwitzen zum Beispiel erst ab einer Körpertemperatur von 41 Grad. Das wäre für uns Menschen schon lebensgefährlich hohes Fieber.
Geschwindigkeit
So groß und schwer wie sie aussehen, traut man es ihnen nicht zu, aber: Trampeltiere können bis zu 65 km/h schnell sein. Das machen sie aber nur, wenn sie vor einem Raubtier fliehen. Ansonsten sind sie deutlich langsamer, oder trotten mit 40 km/h vor sich hin. Übrigens: Trampeltiere haben eine besondere, energiesparende Gangart, den sogenannten Passgang. Beide Beine einer Seite bewegen sich gleichzeitig, wodurch sie immer etwas hin und her schaukeln.
Schwimmen
Wer hätte das gedacht: Trampeltiere können trotz ihres schweren, großen Körpers sehr gut schwimmen.
Lebenserwartung
Trampeltiere können in freier Wildbahn 50 Jahre alt werden. Für gewöhnlich werden sie aber aufgrund der harten Lebensbedingungen nicht älter als 30 Jahre.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Trampeltiere haben außer dem Wolf keine natürlichen Feinde.
Der Mensch
Haltung als Nutztier
Kamele werden gehalten, um von ihnen Wolle, Milch, Fleisch und Leder zu bekommen. Sogar der Dung wird verwertet – als Brennstoff. Außerdem werden sie als Lasttier benutzt. Bei den Nomaden werden die Tiere in der Regel gut gepflegt, da sie ihnen lebendig wichtiger sind als tot. In der Massentierhaltung geht es den Tieren jedoch nicht gut. Sie leiden häufig unter Durst und Hunger und müssen viel zu schwere Lasten tragen. Die Kinder werden früh von ihren Müttern getrennt, um die Milch zu bekommen, die für das Kalb gedacht ist. Auch für Touristen müssen sie oft leiden: zu viele Reiter und schlechtes Sattelzeug verursachen Druckstellen, Verletzungen und Gelenkprobleme – und Stress.
Bedeutung für das Ökosystem
Trampeltiere helfen dabei, die Samen von Pflanzen zu verbreiten und halten das Wachstum von Gräsern im Gleichgewicht.
Fortpflanzung
Paarung und Geburt
Die Paarungszeit der Trampeltiere fällt auf die Wintermonate von Januar bis März. Nach einer Tragzeit von 12-14 Monaten kommt ein Kalb zur Welt, meistens im März oder April. Bei seiner Geburt ist ein Kalb bereits 30-40 kg schwer. Es kann innerhalb weniger Stunden stehen und laufen. Zu Beginn hat es noch keine Höcker, denn die wachsen erst mit der Zeit. Das Kalb wird 18 Monate von der Mutter gesäugt und bleibt insgesamt 3-4 Jahre ganz eng mit ihr zusammen. Die Geschwister und Verwandten helfen oft liebevoll bei der Aufzucht mit.
Verstoßene Kälber
Es kommt vor, dass eine Mutter ihr Kalb verstößt oder eine Waise nicht annehmen möchte. In der Mongolei haben die Nomaden dafür ein bewegendes Ritual: Sie spielen der Mutter eine besondere Musik auf einer Pferdekopfgeige vor, so lange, bis die Mutter weint und das Kalb annimmt. Leider gibt es immer weniger Menschen, die diese Musik beherrschen.
Trauer
Trampeltiere sind sehr sensible, empfindsame Tiere. Wenn sie ein Kalb verlieren, trauern sie monatelang.
Fun Facts
Chewbaccas Stimme
Chewbacca, der zottelige Wookie in den „Star Wars“-Filmen, spricht nicht, hat aber dafür jede Menge lustige Laute. Sie hören sich genauso an wie die von Trampeltieren!
Das Trampeltier ist verwandt mit:
- Dromedar
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News zum Thema:
Quellen:
- „Camels“ (https://ielc.libguides.com)
- "Camelus bactrianus“ (https://animaldiversity.org)
- „Coaxing ritual for camels“ (https://ich.unesco.org)
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