Graureiher
Steckbrief Graureiher
Größe | 84-102 cm |
Geschwindigkeit | Unbekannt |
Gewicht | 1-2 kg |
Lebensdauer | 5 Jahre |
Nahrung | Fische, Amphibien, Krebstiere, Insekten, Ratten, Mäuse |
Feinde | Adler, Uhu, Habicht, Krähe, Fuchs, Marder |
Verbreitung | Europa, Asien, Afrika |
Lebensraum | Wasserreiche, tief liegende Gebiete |
Ordnung | Ruderfüßer |
Familie | Reiher |
Wissenschaftl. Name | Ardea cinerea |
Merkmale | Großer Watvogel, fliegt mit s-förmig gekrümmten Hals |
Merkmale und Besonderheiten
Der Graureiher ist ein großer Watvogel mit langem Schnabel und langen Beinen. Er wird auch Fischreiher genannt – weil er so gerne Fische isst. Im Flug lässt er sich gut von Störchen und Kranichen unterscheiden: Er hat den Kopf zurück bis zu den Schultern gezogen und der Hals biegt sich dabei s-förmig. Die anderen Vögel fliegen mit langgestreckten Hälsen.
Arten
Es gibt knapp 70 Arten von Reihern. Am bekanntesten sind der Kanadareiher in den USA sowie der Graureiher und der Silberreiher, die beide in Europa, Asien und Afrika verbreitet sind.
Verbreitung und Lebensraum
Der Graureiher lebt in Europa, Asien und Afrika. In Deutschland gibt es derzeit etwa 20.000-25.000 Brutpaare. Er liebt wasserreiches Tiefland, also Gebiete mit Flüssen, Seen, Sümpfen, Marschen, Lagunen, Flussmündungen und Küstengebiete. Dort findet er jede Menge Fische – seine Lieblingsnahrung.
Lebensweise
Graureiher sind Einzelgänger. Sie verbringen viel Zeit damit, langsam durch das Wasser zu waten und nach Fischen Ausschau zu halten. Deshalb heißen sie auch Fischreiher. Sie sind tagsüber aktiv. Abends suchen sie sich ein sicheres Plätzchen weit oben in Bäumen, um dort die Nacht zu verbringen und zu schlafen.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Der Graureiher hat eine Körperlänge von 84-102 cm. Seine Spannweite beträgt 175-195 cm. Für seine Größe ist er überraschend leicht: Er wiegt nur 1-2 kg.
Schnabel
Graureiher haben einen langen Schnabel. Während der Brutzeit ist er leuchtend orangegelb, ansonsten ist er gelb-grünlich.
Beine
Graureiher haben lange, grünlich-graue Beine.
Gefieder
Das Gefieder an Hals und Brust ist weiß. Am Rücken und an den Flügeln sind die Federn mittelgrau bis dunkelgrau – daher auch der Name Graureiher. Über den Augen beginnt ein schwarzer Streifen, der über den Hinterkopf läuft. Während der Brutzeit haben Graureiher lange, dünne, schwarze Schmuckfedern am Hinterkopf.
Graureiher oder Kanadareiher – Wo ist der Unterschied?
Graureiher und Kanadareiher sind eng verwandt und sehen sich auch zum Verwechseln ähnlich. Wie hält man die beiden auseinander? Am einfachsten ist der „Standort-Trick“: Graureiher leben in Europa, Asien und Afrika. Der Kanadareiher kommt nur in Nordamerika vor. Je nachdem, wo man sich aufhält, kann man sich also mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, ob es ein Fisch- oder Kanadareiher ist. Allerdings wurden auch schon einzelne Fischreiher in der Karibik gesichtet. Ganz sicher kann man sich also nicht sein. Der Kanadareiher kann übrigens – je nach Unterart – auch komplett weiß sein. Der Fischreiher ist aber immer grau-weiß.
Graureiher oder Silberreiher – Wo ist der Unterschied?
Graureiher und Silberreiher lassen sich gut unterscheiden. Denn: Der Silberreiher ist immer weiß. Und zwar sein gesamtes Gefieder, auch am Kopf. Der Graureiher ist dagegen grau-weiß und hat einen schwarzen Streifen, die über den Augen beginnt und bis zum Hinterkopf geht. Viele Menschen glauben, dass der Graureiher im Winter weiß wird, das stimmt aber nicht. Er ist einfach nicht da, weil er Richtung Süden geflogen ist. Die Silberreiher ziehen zwar auch ein Stück Richtung Süden, aber nicht so weit und nicht so viele. Deshalb sieht man im Winter häufiger weiße Reiher.
Ernährung
Der Graureiher ist ein Fleischfresser. Er ernährt sich hauptsächlich von Fischen. Deshalb wird er auch Fischreiher genannt. Er macht aber auch Jagd auf Frösche, Krebstiere, Insekten, Ratten, Wühlmäuse und Regenwürmer. Wenn er ein Beutetier mit seinem spitzen, langen Schnabel gepackt hat, verschluckt er es im Ganzen.
Verhalten
Jagd
Graureiher sind keine hektischen, schnellen Jäger. Sie stehen mit gesenktem Kopf ganz ruhig im Wasser und beobachten die Wasseroberfläche. Wenn sie ein Beutetier erkennen, stechen sie blitzschnell mit ihrem spitzen Schnabel ins Wasser und schnappen es sich.
Revierverhalten
Graureiher sind auch bei der Nahrungssuche Einzelgänger. Wenn andere Vögel in „ihr“ Fischgebiet eindringen, werden sie angriffslustig. Sie vertreiben sogar Artgenossen. Andere Vögel werden nur dann geduldet, wenn es an einem Ort so viele Fische gibt, dass alle satt werden.
Winter
Nicht alle Graureiher sind Zugvögel. Nur die, die sehr weit nördlich leben, ziehen im Winter Richtung Süden. Sie fliegen nach Mittel- und Südeuropa, manche sogar bis nach Afrika, südlich der Sahara. Sie machen sich im September auf den Weg in wärmere Gebiete und kehren Ende Februar bis Anfang März zurück. Ansonsten sind Graureiher eher Standvögel.
Ruf
Der Graureiher ist bekannt für seinen krächzenden Ruf. Er hört sich an wie ein „kräch“ oder „kaähk“. Während der Brutzeit gibt er außerdem heisere, raue, kreischende und keckernde Laute von sich.
Sind Graureiher gefährlich?
Graureiher sehen ruhig und friedlich aus. Sie können aber ganz schön aggressiv werden. Wenn sie ein Gebiet mit vielen Fischen gefunden haben, verteidigen sie es gegenüber anderen Vögeln, auch gegenüber ihren Artgenossen. Auch während der Brutzeit können sie ganz schön streitsüchtig werden. Sie sind aber nur gegenüber anderen Vögeln angriffslustig, nicht gegenüber Menschen.
Fähigkeiten und Sinne
Sinne
Graureiher haben einen sehr guten Sehsinn und Hörsinn.
Geschwindigkeit
„Probier's mal mit Gemütlichkeit“ stammt von Balu, dem Bären, aber er könnte auch von Graureiher sein. Der Vogel ist nicht gerade bekannt für seine Geschwindigkeit – zumindest was das Fliegen angeht. Wenn er Fische jagt, kann er zwar blitzschnell mit seinem Schnabel zustechen, aber in der Luft ist er sehr gemütlich. Er schlägt sehr langsam mit seinen Flügeln und versucht, den Wind für sich zu nutzen.
Längste Zugstrecke eines Graureihers
Die weiteste Strecke, die ein Graureiher je flog, waren 5.865 km. Er zog von Schweden nach Sierra Leone in Westafrika, um dort zu überwintern. Einzelne Graureiher wurden auch schon in Grönland, Neufundland und in der Karibik gesichtet.
Schwimmen
Bei den langen, dünnen Beinen überrascht es, aber Graureiher können auch sehr gut schwimmen. Sie können sogar vom Wasser aus losfliegen. Allerdings tun sie das eher selten. Anstatt zu schwimmen, bewegen sie sich lieber watend durch das Wasser.
Lebenserwartung
Graureiher werden für gewöhnlich fünf Jahre alt. Sie können aber auch überraschend alt werden. In den Niederlanden wurde ein Tier von einem Jäger erschossen, das zu dem Zeitpunkt 35 Jahre und einen Monat war. In Dänemark fand man einen toten Graureiher, der sogar 37 Jahre und sechs Monate alt war. Beide Tiere waren beringt. Das heißt, dass sie einen kleinen Ring um den Fuß hatten, in den das Datum eingeprägt war, an dem sie beringt wurden.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Ausgewachsene Graureiher haben nur wenige Feinde. Ihre Küken werden jedoch von Seeadlern, Uhus, Habichten, Krähen, Milanen und Füchsen erbeutet. Baummarder stehlen die Eier aus den Nestern.
Der Mensch
Jagd
Graureiher werden nicht ohne Grund auch Fischreiher genannt. Sie brauchen Fische, um zu überleben und sind dadurch vielen Fischereibetrieben ein Dorn im Auge. Leider stehen sie nicht unter Schutz, sondern dürfen gejagt und getötet werden. Auch in Deutschland. Manchmal legen die Betreiber von Fischfarmen auch Giftköder aus.
Umweltverschmutzung
Die Verschmutzung von Gewässern nimmt immer mehr zu. Dünger und Pestizide aus der Landwirtschaft sowie Schadstoffe aus der Industrie und dem Bergbau verschlechtern die Wasserqualität. Die Folge sind Algenpest und Fischsterben. Weniger als 40 % der Gewässer in Deutschland gelten derzeit als „gesund“. Das macht auch dem Graureiher zu schaffen, denn er verbringt viel Zeit im Wasser und ernährt sich von Fischen.
Wie viele gibt es noch?
Der Graureiher ist keine bedrohte Tierart. Laut einer Schätzung der IUCN aus dem Jahre 2019 gibt es weltweit 500.000-2.500.000 Tiere.
Bedeutung für das Ökosystem
Bei Fischern sind Graureiher nicht sehr beliebt. Dabei sind sie ganz besonders wichtig für das Gleichgewicht in der Natur. Sie halten die Anzahl der Fische, Amphibien und Säugetiere (z. B. Ratten) in einem gesunden Gleichgewicht.
Fortpflanzung
Paarungsverhalten
Graureiher sind nicht monogam, bleiben aber für die Brutzeit zusammen.
Paarungszeit
Graureiher beginnen schon sehr früh mit dem „Brutgeschäft“. Sie paaren sich bereits ab Februar und brüten bis etwa Juni.
Brutkolonien
Graureiher sind eigentlich Einzelgänger. Während der Brutzeit bilden sie jedoch große Brutkolonien. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in einem Baum bis zu zehn Nester sind.
Balztanz
Vor der Paarung führen Männchen und Weibchen einen Balztanz auf. Sie halten ihren Schnabel senkrecht nach oben, strecken ihren Hals erst nach oben, dann nach hinten und dann nach unten. Gleichzeitig beugen sie die Beine. Außerdem klappern sie schnell hintereinander mit den Schnäbeln. Wenn beide mit der Paarung einverstanden sind, putzen sie sich gegenseitig das Gefieder.
Nest
Graureiher „recyceln“ ihre Nester. Das heißt, dass sie alte Nester im nächsten Jahr wieder verwenden. Um es wieder „fit“ zum Nisten zu machen, sammelt das Männchen Äste und Zweige und bringt sie dem Weibchen. Es bessert damit das alte Nest aus und polstert es weich mit Gräsern und Schilf. Die Nester befinden sich meistens weit oben in Bäumen, in einer Höhe von etwa 25 m.
Eier
Ein Gelege besteht aus 4-5 Eiern. Sie sind oval und haben eine helle, blaugrüne Farbe. Sie sind etwas kleiner als die Handinnenfläche eines Menschen, also etwa 4 cm breit und 6 cm lang.
Küken
Die Küken schlüpfen nach etwa 25 Tagen aus ihren Eiern. Im Nest geht es nicht unbedingt friedlich zu. Der Nachwuchs streitet recht heftig, um die meiste Nahrung und Aufmerksamkeit von den Eltern zu erhalten. Es kommt sogar vor, dass ein Küken das andere aus dem Nest stößt. Für die Eltern ist diese Zeit auch kein Spaziergang. Sie verbringen täglich bis zu 23 Stunden mit der Nahrungssuche und legen dabei bis zu 38 km zurück. Nach 50 Tagen werden die Küken flügge. Die Eltern kümmern sich noch zweieinhalb Monate um ihre Jungen. Dann gehen (oder fliegen) die Jungvögel ihre eigenen Wege.
Fun Facts
400 Nester
In der Nähe des kleinen Ortes Brede in England gab es im Jahr 1866 eine unglaubliche Anzahl von 400 Nestern.
Englisch
Der Graureiher heißt auf Englisch „grey heron“.
Der Graureiher ist verwandt mit:
- Blaureiher
- Kanadareiher
- Kuhreiher
- Silberreiher
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Baummarder
- Feldmaus
- Fische
- Frösche
- Habicht
- Milan
- Molche
- Ratte
- Regenwurm
- Rotfuchs
- Schlangen
- Seeadler
- Uhu
- Wasserinsekten
- Wühlmaus
Quellen:
- „Longevity list“ (https://www.euring.org)
- „Grey Heron“ (https://www.bto.org)
- „Grey Heron“ (https://www.iucnredlist.org)
- „Grey Heron“ (https://www.heronconservation.org)
- „Gewässer in der EU und in Deutschland in schlechtem Zustand“ (https://www.bund.net)
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