Wildkaninchen
Steckbrief Wildkaninchen
Größe | 35-45 cm |
Geschwindigkeit | 56 km/h |
Gewicht | 1,3-2,2 kg |
Lebensdauer | 3-4 Jahre |
Nahrung | Gräser, Kräuter, Blätter |
Feinde | Rotfuchs, Marder, Wiesel, Luchs, Dachs, Greifvögel, Eulen |
Verbreitung | Europa, Australien, Amerika |
Lebensraum | Lockere, sandige Böden, Parks, Gärten |
Ordnung | Hasenartige |
Familie | Hasen |
Wissenschaftl. Name | Oryctolagus cuniculus |
Merkmale | Kleiner graubrauner Hase, Urform des Hauskaninchens |
Merkmale und Besonderheiten
Das Wildkaninchen ist die „Urform“ des Hauskaninchens. Es ist graubraun, hat kurze Ohren und lange Hinterläufe. Im Gegensatz zu den Hasen ist das Kaninchen sehr gesellig und baut Höhlen unter der Erde.
Verbreitung und Lebensraum
Verbreitung
Wildkaninchen gibt es in ganz Europa, außer im Norden Skandinaviens und auf Island. Außerdem leben sie in Australien und Neuseeland, weil sie im 18. und 19. Jahrhundert dort ausgesetzt wurden. Einige Zeit später wurden sie auch in Südafrika, Nordamerika, Südamerika und in der Karibik eingeführt. Das war nicht immer zum Vorteil der Länder. In Australien haben die Tiere keine natürlichen Feinde und haben sich deshalb unkontrolliert vermehrt.
Lebensraum
Wildkaninchen bevorzugen lockere, sandige Böden, in denen sie Höhlen und Tunnel graben können. Sie leben auch in der Nähe von Dörfern und Städten, weil ihnen Parks und Grünanlagen Lebensraum bieten.
Lebensweise
Wildkaninchen sind meistens dämmerungsaktiv. In der Nähe von menschlichen Siedlungen sind sie aber auch tagsüber zu sehen. Sie sind sehr gesellig und leben in kleinen Gruppen. Wenn sie nicht auf der Suche nach Nahrung sind, ruhen sie sich in ihrem Bau unter der Erde aus. Er kann bis zu 3 m tief und 45 m lang werden.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Wildkaninchen sind klein und schmal. Sie besitzen eine Körperlänge von 35-45 cm. Ihre Ohren werden 6-8 cm lang und ihr Schwanz 4-7 cm. Ihr Gewicht beträgt 1,3-2,2 kg.
Fell
Wildkaninchen haben ein dichtes Oberfell, das sie vor Verletzungen schützt. Im Winter haben sie ein weiches, wärmendes Unterfell.
Tasthaare
Wildkaninchen haben lange, schwarze Tasthaare. Sie helfen ihnen, ihre Umwelt besser wahrzunehmen.
Schwanz
Wildkaninchen haben einen kurzen Schwanz. Wenn sie auf der Flucht sind und davonrennen, wird die weiße Unterseite sichtbar. Sie ist wie ein „Wegweiser“ und hilft den anderen Kaninchen, zu folgen und sich in Sicherheit zu bringen.
Farbe
Wildkaninchen sind graubraun, sandfarben, dunkelgrau oder sogar schwarz.
Ernährung
Kaninchen sind Pflanzenfresser. Sie ernähren sich vor allem von Gräsern, Kräutern und Blättern. Ab und zu fressen sie auch Rinde und Zweige.
Verhalten
Pfeifen und Trommeln
Wenn Raubtiere in der Nähe sind, warnen sich Kaninchen gegenseitig. Sie pfeifen und klopfen mit den Hinterläufen auf den Boden.
Kaninchenbau
Größe
Kaninchen bauen Tunnel und Wohnhöhlen unter der Erde. Ihr Bau kann bis zu 3 m tief und bis zu 45 m lang werden. Er bietet Platz für 2-10 Tiere.
Eingang
Der Eingang lässt sich gut erkennen, weil er einen Durchmesser von 10-50 cm hat und frei von Gräsern oder anderen Gewächsen ist.
Tunnelbau
Kaninchen graben Tunnel, indem sie mit den Vorderpfoten Erde zu den Hinterläufen schieben und mit diesen dann wegschleudern.
Immer in der Nähe
Normalerweise bewegen sich Kaninchen nur 25-50 m von ihrem Bau weg, damit sie sich jederzeit schnell in Sicherheit bringen können.
Fähigkeiten und Sinne
Gehör
Wildkaninchen besitzen ein ausgezeichnetes Gehör. Sie können sehr tiefe und sehr hohe Töne hören. Ihre Ohren sind außerdem sehr beweglich. Sie können sie um 270 Grad drehen und wie eine Satellitenschüssel in die gewünschte Richtung drehen. Außerdem können sie mit ihren Ohren unabhängig voneinander hören, zum Beispiel mit dem linken ein Geräusch und mit dem rechten ein anderes.
Sehsinn
Die Augen befinden sich seitlich an ihrem Kopf. Dadurch haben Wildkaninchen ein Sichtfeld von nahezu 360 Grad. Sie können Raubtiere schnell entdecken, egal aus welcher Richtung sie kommen.
Geruchssinn
Wildkaninchen haben einen hervorragenden Geruchssinn. Sie besitzen etwa 100 Millionen Riechzellen. Mit ihrer Hilfe können sie Feinde wittern, auch wenn sie noch weit entfernt sind, und sogar Nahrung riechen, die sich unter der Erde befindet. Der Geruchssinn spielt auch in ihrem sozialen Zusammenleben eine große Rolle. Sie erkennen ihre Artgenossen am Geruch und markieren ihr Revier mit Gerüchen.
Lebenserwartung
Wildkaninchen leben in freier Wildbahn selten länger als 3-4 Jahre. Das älteste frei lebende Wildkaninchen wurde 7 Jahre und 7 Monate alt.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Wildkaninchen haben viele Feinde. Sie sind Beutetiere für Rotfüchse, Marder, Wiesel, Iltisse, Hermeline, Luchse, Wölfe, Dachse, Hunde, Greifvögel und Eulen.
Der Mensch
Wildkaninchen werden oft als Plage bezeichnet, weil sie sich an einigen Orten zu stark vermehren. Doch der Mensch ist selbst Schuld daran. Die Tiere wurden zum Beispiel nach Australien eingeführt. Dort hatten sie keine natürlichen Feinde, vermehrten sich sehr stark und sorgen seitdem für große Schäden an Jungpflanzen, Sträuchern und Feldfrüchten. Die Jagd ist nicht immer ein hilfreiches Mittel, um die Zahl der Tiere zu begrenzen. Wenn Wildkaninchen geschossen werden, verspüren die überlebenden Artgenossen einen sogenannten „Fortpflanzungsdruck“. Sie merken, dass ihre Verwandten fehlen und pflanzen sich dadurch häufiger fort.
Gefährdungsstatus
Das Wildkaninchen ist laut der IUCN eine bedrohte Tierart, weil seine Zahl in den letzten Jahren in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet (Spanien und Portugal) stark abgenommen hat. Grund dafür sind Erkrankungen durch Viren und Parasiten, Überbejagung und Verlust von Lebensraum.
Bedeutung für das Ökosystem
Oft heißt es, Wildkaninchen würden viel Schaden anrichten. Das gilt aber nur für Lebensräume, in denen sie keine natürlichen Feinde haben - weil der Mensch sie ausgerottet oder die Kaninchen in fremde Länder gebracht hat, in denen sie keine natürlichen Feinde haben. Wo die Natur im Gleichgewicht ist, sind sie sehr wichtig. Sie gelten sogar als „Schlüsselart“, von der viele andere Tiere und Pflanzen abhängig sind. Sie fördern zum Beispiel die Artenvielfalt, weil sie für bestimmte Pflanzen einen Lebensraum schaffen, die sonst keine Chance hätten, zu gedeihen. Ihr Kot ist zudem reich an Nährstoffen, die den Boden düngen. Nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere haben einen Vorteil von ihrer Anwesenheit: Die Höhlen, die sie graben, werden auch von anderen Tieren genutzt.
Fortpflanzung
Wildkaninchen bekommen 5-7 Mal im Jahr Nachwuchs, haben eine kurze Tragzeit von 4-5 Wochen und bekommen pro Wurf etwa 5-6 Babys. Sie vermehren sich also sehr schnell. Die Babys bleiben die ersten Tage in einer kleinen, extra für sie gegrabenen Höhle. Sie ist von außen nicht zu erkennen, denn der Eingang ist mit Gras und Blättern bedeckt. Nach 10 Tagen öffnen sie die Augen, nach drei Wochen verlassen sie die Höhle und nach vier Wochen sind sie bereits selbstständig.
Können sich Wildkaninchen und Feldhase fortpflanzen?
Nein, sie haben eine unterschiedliche Chromosomenzahl und können daher keinen Nachwuchs zeugen.
Das Wildkaninchen ist verwandt mit:
- Borstenkaninchen
- Buschkaninchen
- Vulkankaninchen
- Zwergkaninchen
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Adler
- Dachs
- Elster
- Fledermaus
- Fuchs
- Igel
- Luchs
- Rabe
- Tagpfauenauge
- Taube
- Vielfraß
- Wiesel
- Zitronenfalter
Quellen:
- „European rabbit (Oryctolagus cuniculus) engineering effects promote plant heterogeneity in Mediterranean dehesa pastures“ (https://www.sciencedirect.com)
- „Key role of European rabbits in the conservation of the Western Mediterranean basin hotspot“ (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)
- „Longevity record for a wild European rabbit ( Oryctolagus cuniculus ) from South Australia“ (https://www.researchgate.net)
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