Spitzmaus
Steckbrief Spitzmaus
Größe | 36 mm bis 15 cm |
Geschwindigkeit | Nicht bekannt |
Gewicht | 15 mg bis 147 g |
Lebensdauer | 1-2 Jahre |
Nahrung | Insekten, Larven, Schnecken, Wirbeltiere |
Feinde | Eulen, Wiesel, Füchse, Schlangen |
Verbreitung | Europa, Asien, Afrika, Nordamerika, Mittelamerika |
Lebensraum | Dichte, feuchte Wälder, Grasland |
Ordnung | Insektenfresser |
Familie | Spitzmäuse |
Wissenschaftl. Name | Soricidae |
Merkmale | Insektenfresser mit rüsselartiger Nase; kann Organe schrumpfen |
Merkmale und Besonderheiten
Spitzmäuse sind die kleinsten Säugetiere der Welt. Obwohl sie so aussehen und so heißen, sind sie keine Mäuse. Sie sind auch keine Nagetiere. Sie gehören zur Familie der Insektenfresser. Sie sind angriffslustig und manche von ihnen sogar giftig. Ihre auffälligsten Merkmale sind die lange, schmale Nase und die winzigen Augen.
Tierart
Es gibt über 350 Spitzmausarten, z. B. Feldspitzmäuse, Hausspitzmäuse, Gartenspitzmäuse, Waldspitzmäuse, Maulwurfspitzmäuse, Wasserspitzmäuse und Wüstenspitzmäuse.
Name
Das Wichtigste über die Spitzmaus ist zunächst einmal: Sie heißt zwar „Maus“ und sieht auch so ähnlich aus, sie ist aber keine Maus und auch nicht näher mit ihr verwandt. Sie gehört zur Tierfamilie der Insektenfresser, genauso wie der Maulwurf und der Igel.
Verbreitung und Lebensraum
Spitzmäuse sind in Europa, Asien, Afrika, Nordamerika, Mittelamerika und Russland verbreitet. Nur in Australien, Neuguinea und Neuseeland gibt es sie nicht. Die meisten Arten bevorzugen feuchte Waldgebiete als Lebensraum. Es gibt aber auch Arten, die unter der Erde leben, wie zum Beispiel die Stummelschwanz- und Maulwurfspitzmäuse. Oder welche, die besonders an das Wasser angepasst sind, zum Beispiel Biber-, Gebirgsbach- und Wasserspitzmäuse.
Lebensweise
Spitzmäuse sind Einzelgänger. Ob sie tagaktiv oder nachtaktiv sind, hängt von der jeweiligen Art ab. Da sie sehr klein sind und einen sehr schnellen Stoffwechsel besitzen, müssen sie ständig essen. Sie können nur wenige Stunden ohne Nahrung überleben.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Die Etruskerspitzmaus gilt als das kleinste Säugetier der Welt. Ihr Körper wird nur 36-53 mm lang und ihr Schwanz 24-29 mm. Sie wiegt nur 15-26 mg. Die größte Spitzmaus ist die Moschusspitzmaus. Sie wird 10-15 cm groß und 23-147 g schwer. Im Durchschnitt werden die Tiere 6-10 cm lang.
Augen
Die Augen der Spitzmaus sind sehr klein – sogar kleiner als der Kopf einer Stecknadel.
Nase
Spitzmäuse haben eine lange, rüsselartige Nase. Sie ist sehr beweglich und kann sich in alle Richtungen biegen. Sie hilft ihnen vor allem beim Aufspüren von Beute.
Fell
Spitzmäuse haben braunes, graues oder schwarzes Fell. Wasserspitzmäuse haben ein besonders öliges Fell. Beim Schwimmen und Tauchen verfangen sich unzählige Luftblasen darin und sorgen für Auftrieb. Ihr Fell ist quasi wie ein Schwimmreifen.
Zähne
Die Zähne von Nagetieren wachsen unaufhörlich. Bei Spitzmäusen ist das anders. Schließlich sind sie auch keine Nagetiere. Ihre Zähne müssen ihr Leben lang halten.
Spitzmaus oder Feldmaus - Wo ist der Unterschied?
Spitzmäuse und Feldmäuse sind leicht zu verwechseln. Wenn man weiß, auf welche Merkmale man achten muss, ist es aber ganz leicht, sie auseinanderzuhalten. Feldmäuse haben eine viel kürzere, breitere Nase, aber größere Augen und Ohren. Und nicht vergessen: Feldmäuse sind Nagetiere. Sie essen hauptsächlich Getreide, Nüsse und Samen. Spitzmäuse ernähren sich vor allem von Insekten und anderen wirbellosen Tieren. Übrigens: Feldmäuse sind nicht giftig, einige Spitzmausarten aber schon.
Spitzmaus oder Wühlmaus – Wo ist der Unterschied?
Spitzmäuse und Wühlmäuse sind nicht leicht auseinanderzuhalten. Wühlmäuse sind Nagetiere und Spitzmäuse Insektenfresser – aber das sieht man ihnen von außen ja nicht an. Wie bestimmt man sie also? Hier sind ein paar eindeutige Merkmale, die dabei helfen, sie zu unterscheiden: Wühlmäuse haben eine viel kürzere, breitere Nase, dafür aber große, runde Ohren und große Augen. Wühlmäuse sind außerdem nicht giftig.
Ernährung
Spitzmäuse sind Fleischfresser. Sie essen am liebsten Insekten, Käfer, Larven, Regenwürmer, Spinnen, Tausendfüßer und Schnecken. Sie machen aber auch Jagd auf Mäuse, Skorpione, Schlangen und Frösche. Sie essen täglich ihr halbes bis dreifaches Körpergewicht. Ab und zu kommen auch kleine Fische, Frösche und Raupen „auf den Teller“.
Verhalten
Verteidigung
Spitzmäuse können sich aufgrund ihrer geringen Größe nicht gut gegen Raubtiere verteidigen. Sie haben dennoch einen Trick, um Angreifer zu verschrecken: Sie verströmen einen sehr unangenehmen, stinktierartigen Geruch. Sogar als Mensch kann man ihn wahrnehmen.
Ständige Nahrungsaufnahme
Spitzmäuse gehören zu den wenigen Tieren, die ständig essen müssen. Sie sind Tag und Nacht auf der Suche und können nur wenige Stunden ohne Nahrung überleben.
Jagen
Mit der Nase
Spitzmäuse brauchen aufgrund ihres schnellen Herzschlags und hohen Energieverbrauchs ständig etwas zu essen. Um ihre Beute aufzuspüren, nutzen sie ihre Nase, ihre Ohren und ihre Tasthaare.
Mit Gift
Wasserspitzmäuse und Amerikanische Kurzschwanzspitzmäuse sind giftig. Wenn sie zubeißen, fließt das Gift über die Rillen in den Zähnen in die Wunde des Beutetiers. Das Gift tötet die Tiere aber nicht, sondern macht sie nur bewegungsunfähig. Sie bringen die Beute dann in ihre Höhle und „verstauen“ sie. Auf diese Weise haben sie immer einen Vorrat an lebendigem Futter.
Sinne und Fähigkeiten
Sinne
Spitzmäuse können nicht gut sehen – dafür sind ihre Augen einfach zu winzig. Sie braucht sie aber auch nicht, denn ihre wichtigsten Sinne sind Hörsinn, Geruchssinn und Tastsinn.
Schwimmen
Wasserspitzmäuse sind ausgezeichnete Schwimmer. Sie sind sehr flink und bewegen sich auch unter Wasser sehr geschickt.
Tauchen
Spitzmäuse können bis zu 2 m tief tauchen. Wenn man bedenkt, wie klein sie sind, ist das eine außergewöhnliche Leistung. Für Spitzmäuse sind 2 m wie für einen Menschen 20 m. Um unter Wasser zu bleiben, müssen sie ständig paddeln. Ansonsten schießen sie nach oben an die Wasseroberfläche, weil die Luft, die in ihrem Fell gefangen ist, so viel Auftrieb gibt.
Klettern
Spitzmäuse können nicht gut klettern. Ihr Lebensraum ist der Boden.
Echoortung
Fledermäuse sind nicht die einzigen Tiere, die Echoortung beherrschen. Auch Spitzmäuse verwenden sie, um sich in ihrem Lebensraum zurechtzufinden. Bei der Jagd verlassen sie sich aber vor allem auf ihren Geruchssinn und ihre empfindlichen Tasthaare.
Schneller Herzschlag
Beim Menschen schlägt das Herz pro Minute etwa 50-100 Mal, bei Spitzmäusen 800-1.000 Mal. Bei der Etruskerspitzmaus sind es sogar bis zu 1.511 Herzschläge pro Minute. Das ist häufiger als bei einem Kolibri im Flug! Spitzmäusen „geht“ sozusagen ständig „die Pumpe“. Deshalb kann es auch schon mal vorkommen, dass sie vor Schreck an einem Herzanfall sterben.
Winter
Weniger Körpergewicht
Die Spitzmaus hält weder Winterruhe noch Winterschlaf. Sie bleibt die ganze Zeit über wach. Im Schnee findet sie aber kaum Nahrung. Wie überlebt sie also? Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, schrumpft sie. Denn je kleiner und leichter ihr Körper ist, desto weniger Kraft und Futter braucht sie. Sie verliert während des Winters bis zur Hälfte ihres Körpergewichts.
Organe schrumpfen
Um Energie zu sparen, schrumpfen Spitzmäuse im Winter sogar ihre Organe. Sie lassen Herz und Lunge kleiner werden. Das Gehirn wird sogar um 20-30 % kleiner.
Knochen schrumpfen
Spitzmäuse können auch ihre Knochen verkleinern. Im Winter ist ihr Schädel 15 % kleiner.
Was passiert im Frühjahr?
Wenn der kräftezehrende Winter vorbei ist, gehen Spitzmäuse wieder fleißig jagen, um ihren Körper, ihre Organe und Knochen wieder wachsen zu lassen.
Ist die Spitzmaus gefährlich?
Giftige Bisse
Wasserspitzmäuse und Amerikanische Kurzschwanzspitzmäuse besitzen Giftdrüsen in ihrem Mund. Die Menge an Gift, die sich darin befindet, könnte 200 Mäuse töten. Da fragt man sich natürlich: Ist der Biss einer Spitzmaus für den Menschen gefährlich? Zum Glück reicht es nicht aus, um uns ernsthaft in Gefahr zu bringen. Die Bisswunde kann anschwellen und weh tun. Vorsicht ist natürlich bei allergischen Reaktionen geboten. Dann sollte man am besten zum Arzt gehen.
Überträger des Borna-Virus
Die Spitzmäuse können den Borna-Virus übertragen. Das ist ein Virus, der auch beim Menschen eine Gehirnentzündung auslösen kann. Zum Glück passiert das sehr selten. Trotzdem ist es am besten, die Finger von den Tieren zu lassen.
Eindringling in Haus und Garten
Spitzmäuse können sich auch mal in den Garten oder ins Haus verirren. Dort hinterlassen sie Urin und Kot. Er kann mit Bakterien und Viren infiziert sein. Daher sollte man immer auf Kotspuren im Haus und im Garten achten.
Lebenserwartung
Spitzmäuse werden 1-2 Jahre alt.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Zu den größten Feinden zählen Eulen, Wiesel, Füchse und Schlangen.
Der Mensch
Für Spitzmäuse ist die größte Bedrohung die Umweltverschmutzung. Sie sind sehr empfindlich gegenüber Giftstoffen im Wasser und im Boden.
Bedeutung für das Ökosystem
Spitzmäuse gelten als Nützlinge und sind ein Segen für Gärtner. Da sie immer sehr hungrig sind, essen sie ungeliebte Gäste wie Engerlinge und Schnecken. Auf diese Weise halten sie Blumen- und Gemüsebeete frei von Schädlingen.
Fortpflanzung
Spitzmäuse sind sehr fortpflanzungsfreudig. Sie bekommen etwa 10 Mal im Jahr Nachwuchs. Nach der Paarung dauert es 3-4 Wochen bis 4-10 Babys auf die Welt kommen. Bereits nach 2-3 Monaten können die meisten Arten schon Nachwuchs bekommen.
Die Spitzmaus ist verwandt mit:
- Maulwurf
- Schlitzrüssler
- Waldspitzmaus
- Wüstenspitzmaus
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Biber
- Buntspecht
- Dachs
- Eichhörnchen
- Eule
- Fischotter
- Fuchs
- Hermelin
- Marder
- Opossum
- Stinktier
- Uhu
- Waschbär
- Wiesel
Quellen:
- „Etruscan shrew muscle: the consequences of being small“ (https://journals.biologists.com)
- „Suncus murinus“ (https://www.sciencedirect.com)
- „Largest brain-to-body-mass ratio in mammals“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Fastest heartbeat in a mammal“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Smallest aquatic mammal“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Seasonal reversible size changes in the braincase and mass of common shrews are flexibly modified by environmental conditions“ (https://www.nature.com)
- „Dive Performance and Aquatic Thermoregulation of the World’s Smallest Mammalian Diver, the American Water Shrew (Sorex palustris)“ (https://www.journals.uchicago.edu)
- „One Health in action: Investigation of the first detected local cluster of fatal borna disease virus 1 (BoDV-1) encephalitis, Germany 2022“ (https://www.sciencedirect.com)
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