Grauwal
Steckbrief Grauwal
| Größe | 13-15 m |
| Geschwindigkeit | 5-8 km/h |
| Gewicht | 25-45 Tonnen |
| Lebensdauer | 50-70 Jahre |
| Nahrung | Kleinkrebse, Würmer, kleine Fische |
| Feinde | Große Haie, Orcas |
| Verbreitung | Pazifik, Spitzbergen, Grönland, Kanada |
| Lebensraum | Küste |
| Ordnung | Wale |
| Unterordnung | Bartenwale |
| Familie | Grauwale |
| Wissenschaftl. Name | Eschrichtius robustus |
| Merkmale | Großer Wal; hat von allen Walen die meisten Barten |
Merkmale und Besonderheiten
Der Grauwal ist ein großer Meeressäuger. Von allen Bartenwalen hat er die meisten Barten. Auch sein Verhalten ist einzigartig: Von allen Walen schwimmt er die zweitlängsten Strecken. Außerdem ist er der einzige Wal, der sich die meiste Zeit nahe an der Küste aufhält und der einzige, der hauptsächlich am Meeresboden nach Nahrung sucht.
Verbreitung und Lebensraum
Früher lebten Grauwale im Nordatlantik vor Spitzbergen, Grönland und Kanada. Heute leben sie nur noch im Nordpazifik. Der Grund dafür ist ihre Ausrottung durch den Walfang. Die Tiere verbringen die meiste Zeit in der Nähe von Küsten, vor Kalifornien und Mexiko sowie vor Sibirien, der Kamtschatka-Halbinsel und vor Korea und Japan. Im Jahr 2021 erregte ein Grauwal namens Wally Aufsehen, weil er sich im Mittelmeer verirrt hatte. Er fand dort jedoch nicht genügend Nahrung und war sehr abgemagert. Ob er noch rechtzeitig das Mittelmeer verlassen hat, ist nicht bekannt.
Lebensweise
Grauwale bilden kleine Gruppen von 2-3 Tieren, auf Wanderungen manchmal sogar bis zu 16 Tieren. Sie sind sehr sozial, sorgen sich um ihre Artgenossen und helfen ihnen, wenn sie krank oder verletzt sind. Im Sommer hält er sich in den kalten Polarmeeren auf. Im Winter zieht er in wärmere Gewässer im Süden.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Grauwale werden 13-15 m lang und 25-45 Tonnen schwer.
Barten
Von allen Walen hat der Grauwal die meisten Barten: 400-500 Stück. Barten sind sehr dünne, lange Hornplatten, mit denen Bartenwale ihre Nahrung aus dem Wasser sieben.
Farbe
Die Hautfarbe des Grauwals ist – wie der Name schon sagt – grau. Aus der Entfernung sieht er aber überhaupt nicht grau aus, sondern weiß gesprenkelt. Woran liegt das? Auf der Haut des Grauwals heften sich häufig Seepocken und Entenmuscheln fest.
Entenmuscheln
Auf der Haut von Grauwalen setzen sich häufig Entenmuscheln fest. Inbesondere am Kopf und an der Schwanzflosse. Warum? Immer, wenn der Wal Nahrung aufnimmt, bekommen sie einen kleinen Teil davon ab. Der Wal hat keinen Vorteil davon, aber die Entenmuscheln schaden ihm auch nicht. Das nennt man in der Fachsprache „Kommensalismus“ (vom lateinischen „commensalis“ für „Tischgenosse“). Es ist eine bestimmte Art von Entenmuscheln, die sich auf die Haut von Grauwalen spezialisiert hat. Auch Buckelwale und Nordkaper haben häufig Entenmuscheln.
Grauwal oder Buckelwal – Wo ist der Unterschied?
Grauwal und Buckelwal sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Beide haben eine sehr ähnliche, graue Hautfarbe. Außerdem haben beide „Knubbel“ auf ihrem Körper. Der Buckelwal hat sogenannte Tuberkel (Hautwucherungen) und der Grauwal hat Seepocken. Der Grauwal ist etwas kleiner und leichter. Die großen Unterschiede zeigen sich im Verhalten. Der Grauwal sucht am Boden nach wirbellosen Tieren, während der Buckelwal nahe der Wasseroberfläche nach Krill und Fischen jagt.
Ernährung
Grauwale sind Fleischfresser. Sie ernähren sich hauptsächlich von Flohkrebsen, Ruderfußkrebsen und kleinen Fischen. Im Sommer schlagen sie sich den Bauch voll und zehren im Winter von ihren Fettvorräten.
Verhalten
Spy-Hopping
Wie viele andere Wale strecken auch Grauwale gerne und häufig ihren Kopf neugierig aus dem Wasser, um sich umzusehen. Das wird „Spy-Hopping“ genannt („spy“ = „spähen“ und „hopping“= „hüpfen“).
Jagdgründe
Grauwale jagen nicht wie andere Wale. Sie sind die einzigen, die hauptsächlich am Meeresboden nach Nahrung suchen. Ihre Lieblingssnack sind Flohkrebse, Ruderfußkrebse und kleine Fische. Da sich diese nicht auf offenem Meer aufhalten, sind die Grauwale häufig nahe der Küste zu beobachten.
Jagdtechnik
Für die Jagd „kippen“ Grauwale ein wenig auf die rechte Seite und schwimmen mit geöffnetem Mund ganz langsam am Meeresboden entlang. Im Schlamm, den sie dabei aufnehmen, befindet sich ihre Beute. Das überschüssige Wasser wird durch die kurzen, kräftigen Barten herausgedrückt – wie bei einem Sieb. Meeresbiologen vermuten, dass die rechte Seite einen Vorteil bei der Jagd hat. Sie wissen es aber bislang noch nicht genau. Fakt ist, dass sich die Barten auf der rechten Seite deutlich schneller abnutzen, als die auf der linken Seite.
Fähigkeiten und Sinne
Wanderungen
Grauwale halten sich im Sommer in den kalten, aber sehr fischreichen Polarmeeren auf. Wie ein Auto füllen sie dort ihren „Tank“ mit „Treibstoff. Nur, der Treibstoff Fische sind und diese in Form von Fettvorräten gespeichert werden. Vor dem Winter ziehen sie Richtung Süden in wärmere Gewässer, um sich zu paaren und ihren Nachwuchs großzuziehen. Die Wanderungen dauern etwa 2-3 Monate. Währenddessen machen sie keine Pausen, sondern schalten abwechselnd eine Gehirnhälfte ab, um zu schlafen. Grauwale werden in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine lebt im Ostpazifik und die andere im Westpazifik.
Ostpazifische und Westpazifische Grauwale
Die Tiere im Ostpazifik halten sich im Sommer vor Alaska im Beringmeer auf. Im Herbst wandern sie Richtung Süden vor die kalifornische Küste oder sogar bis nach Mexiko. Die Tiere im Westpazifik sind im Sommer im Ochotskischen Meer vor der Insel Sakhalin der Halbinsel Kamtschatka. Im Herbst wandern auch sie Richtung Süden. Früher schwammen sie ins Südchinesischen Meer, heute bleiben sie eher vor den Küsten Japans.
Die zweitlängste Strecke
Bis vor kurzem galt der Grauwal als der Wal, der am weitesten wandert. Ein weibliches Tier schwamm 2015 eine Gesamstrecke von 22.511 km. Also im Frühjahr 11.255 km hin ins Sommerquartier und im Herbst wieder 11.255 km zurück ins Winterquartier. Im Jahr 2024 sorgte ein männlicher Buckelwal für eine Sensation: Er schwamm von seinem Sommerquartier in sein Winterquartier ganze 13.046 km. Damit übertrifft er den Grauwal um knapp 1.800 km – also wenn man die einzelne Strecke betrachtet (nur hin und nicht zurück). Damit hält er jetzt den Rekord für die längste Wanderung.
Lebenserwartung
Grauwale können 50-70 Jahre alt werden. Leider sterben sie immer häufiger, bevor sie dieses Alter erreichen. Der Grund dafür sind menschliche Aktivitäten.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Ein erwachsener Grauwal hat keine natürlichen Feinde. Allerdings werden die Jungtiere manchmal von Orcas und großen Haien erbeutet.
Der Mensch
Schiffsverkehr
Grauwale leiden sehr unter dem Lärm von Schiffen. Klar, die Meere sind weit, aber Geräusche sind im Wasser hunderte von Kilometern hörbar – zumindest für Wale. Das ist für die Tiere etwa so wie für uns, wenn wir an einer vielbefahrenen Straße wohnen und die Fenster offen haben. Und zwar Tag und Nacht. Auf Dauer erzeugt das sehr viel Stress, der zu Krankheiten, Verletzungen oder sogar Fehlgeburten führen kann. Abgesehen von dem Lärm werden Grauwale auch durch Zusammenstöße und Schiffsschrauben tödlich verletzt.
Fischerei
Grauwale verfangen sich immer wieder in den Netzen der Fischerboote und ertrinken jämmerlich. Mit jedem Fisch, den du nicht isst, müssen weniger Fischerboote fahren und du hilfst du einem Wal, zu überleben.
Umweltverschmutzung
Die Meere werden jeden Tag schmutziger und dreckiger. Es landen Unmengen an Chemikalien und Kunststoffen im Meer. Sie verursachen nicht nur bei Grauwalen Krankheiten und verringern die Fortpflanzungsfähigkeit – sondern bei allen Lebewesen im Meer.
Gefährdungsstatus
Früher gab es auch im Atlantik Grauwale. Heute sind sie dort ausgestorben. Im Ostpazifik hat die Zahl der Grauwale stark abgenommen und liegt laut einer Schätzung der NOAA aus dem Jahr 2025 nur noch bei 13.000 Tieren. Im Westpazifik gibt es nur noch 150 Tiere. Derzeit gelten sie noch nicht als bedroht, das wird sich aber bald ändern.
Bedeutung für das Ökosystem
Grauwale suchen ihre Nahrung hauptsächlich am Meeresboden und wirbeln dabei Sand und Schlamm auf. Dadurch gelangen Nährstoffe wieder ins Wasser, von denen sich viele andere Meereslebewesen ernähren.
Fortpflanzung
Paarung und Tragzeit
Grauwale paaren sich während der Wintermonate, wenn sie sich im sonnigen Süden befinden. Während der Tragzeit schwimmen sie in den kalten, fischreichen Norden, um Fettvorräte aufzubauen und kehren im nächsten Winter wieder zurück in die wärmeren Gewässer, um ihr Kalb zur Welt zu bringen.
Geburt
Das Kalb kommt in einer geschützten Bucht oder Lagune zur Welt – dort ist es vor Orcas und Haien sicher. Bei seiner Geburt ist das Kalb bereits 4-5 m lang und 700-800 kg schwer.
Aufzucht
Das Kalb wird sieben Monate gesäugt und trinkt täglich 200-300 Liter Muttermilch. Die Muttermilch hat einen sehr hohen Fettanteil von 40-50 %. Zum Vergleich: Menschliche Muttermilch hat dagegen nur 4 %. Durch den hohen Fettanteil nimmt das Kalb jeden Tag etwa 30 kg zu und ist bestens vorbereitet für das Überleben im Polarmeer.
Weitere Tiere im Lebensraum:
Quellen:
- „Eastern North Pacific Gray Whales Continue Decline After Downturn During Unusual Mortality Event“ (https://www.fisheries.noaa.gov)
- „Interbreeding area movement of an adult humpback whale between the east Pacific Ocean and southwest Indian Ocean“ (https://royalsocietypublishing.org)



























