Belugawal
Steckbrief Belugawal
| Größe | 3,5-5,50 m |
| Geschwindigkeit | Bis 22 km/h (Kurzstrecke) |
| Gewicht | 700-1.600 kg |
| Lebensdauer | 30-35 Jahre |
| Nahrung | Fische, Krebse, Weichtiere |
| Feinde | Orca, Eisbär |
| Verbreitung | Alaska, Kanada, Russland, Asien, Norwegen |
| Lebensraum | Meer, Küste, Meeresbuchten |
| Ordnung | Wale |
| Unterordnung | Zahnwale |
| Familie | Gründelwale |
| Wissenschaftl. Name | Delphinapterus leucas |
| Merkmale | Weißer Wal, melonenförmiger Kopf, keine Rückenflosse |
Merkmale und Besonderheiten
Der Belugawal ist ein kleiner weißer Wal. Er wird auch Weißwal genannt. Sein auffälligstes Merkmal ist der melonenförmige Kopf. Er ist der einzige Wal, der rückwärts schwimmen kann. Außerdem ist er der einzige Zahnwal, der keine Rückenflosse hat. Weil er so schön singt, wird er auch „Kanarienvogel der Meere“ genannt.
Name
Der Name „beluga“ geht auf das russische Wort „beluch“ oder „belyy“ zurück. Es bedeutet (Überraschung!): weiß!
Familie
Der Belugawal heißt zwar „Wal“, aber er gehört zur Familie der Delfine! Sein nächster Verwandter ist der Narwal (auch ein Delfin).
Verbreitung und Lebensraum
Belugawale leben in arktischen und subarktischen Meeren. Sie sind besonders häufig vor der Küste Alaskas, Kanadas, Norwegens und Russlands zu sehen. In seltenen Fällen kann man sie vor Island und Großbritannien beobachten. Manchmal verirren sie sich sogar in die Ostsee. Sie bevorzugen kalte Gewässer in der Nähe der Küste und suchen Schutz in Meeresbuchten. Manchmal schwimmen sie auch Flussläufe hinauf.
Lebensweise
Belugawale sind sehr sozial und leben meistens in kleinen Gruppen von bis zu 10 Tieren zusammen. Sie unterhalten sich häufig mit ihren Artgenossen mit Hilfe von Lauten wie pfeifen, quietschen, zwitschern, trillern und quietschen. Sie kuscheln und knuddeln auch gerne – was für Wale sehr ungewöhnlich ist.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Belugawale werden 3,5-5,5 m lang und wiegen 700-1.600 kg. Sie sind knapp doppelt so groß und doppelt bis dreifach so schwer wie ein Großer Tümmler (Delfin).
Die „Melone“
Belugawale haben eine besonders große, vorstehende, runde Stirn. Darunter befindet sich ein Organ, dass aus weichem Fett- und Bindegewebe besteht. Es wird „Melone“ genannt. Spannend ist, dass die Melone ihre Form verändern kann. Je nachdem, wieviel Luft die Wale hineinblasen oder herauslassen, wird sie größer oder kleiner. Innerhalb von Sekunden! Diese Fähigkeit hilft bei der Verständigung und beim Tauchen. Übrigens: Alle Delfine haben eine Melone. Nur beim Belugawal und beim Pottwal ist so besonders groß.
Weiße Hautfarbe
Warum sind Belugawale weiß? Fällt ein so leuchtend weißer Wal im Meer nicht sehr auf? Überraschenderweise gehört die Farbe zu seiner Tarnung. Zwischen den Eisbergen und Eisschollen in den kalten Polarregionen ist er für Eisbären nicht so schnell zu erkennen. Belugawale sind übrigens nicht von Geburt an weiß. Sie werden erst im Alter von vier bis fünf Jahren weiß. Die Jungtiere sind bis dahin graubraun bis schwarz.
Beweglicher Kopf
Belugawale haben einen sehr beweglichen Kopf, weil ihre Halswirbel nicht starr miteinander verbunden sind. Das macht sie einzigartig unter allen Zahnwalen. Sie können ihren Kopf nach oben, nach unten und zur Seite drehen. Das hilft ihnen, selbst kleine Löcher im Eis zum Atmen zu benutzen.
Keine Rückenflosse
Im Gegensatz zu anderen Delfinen haben Belugawale keine Rückenflosse. Warum? Sie schwimmen häufig ganz dicht unter dicken Eisplatten. Die Rückenflosse würde dabei stören. Außerdem leben sie in sehr kalten Gewässern und würden über die Flosse unnötig Wärme verlieren.
Ein Eisbrecher am Rücken
Statt einer Rückenflosse haben Belugawale einen knochigen Kamm auf dem Rücken. Er ist wie ein Eisbrecher. Wenn sie Luft zum Atmen brauchen, drücken sie ihren Rücken gegen das Eis und brechen es auf.
Dicker Blubber
Wie fast alle Wale haben auch Belugawale eine Fettschicht, die sie warm hält. Sie wird „Blubber“ genannt. Sie ist bei ihm bis zu 22 cm dick. Das ist im Vergleich zu seiner Körpergröße sehr viel, denn normalerweise haben nur große Bartenwale wie Buckelwal, Grauwal und Finnwal einen so dicken Blubber. Den dicksten Blubber hat der Grönlandwal: 50 cm.
Anpassung an den Lebensraum
Belugawale sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst:
- Weiße Farbe – Tarnung in der weißen Arktis/Antarktis
- Beweglicher Kopf – hilft beim Atmen an kleinen Eislöchern
- Melone – hilft beim Tauchen
- Dicke Fettschicht – hält warm
- Keine Rückenflosse – erleichtert schwimmen unter dem Eis
- Knochiger Kamm auf dem Rücken – Eisbrecher, um Eislöcher zum Atmen zu schaffen
Ernährung
Belugawale sind Fleischfresser. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fischen wie Lachsen, Heringen und Dorschen. Außerdem essen sie Tintenfische, Garnelen, Krebstiere und Weichtiere.
Verhalten
Schöne Gesänge
Belugawale gelten als die „Kanarienvögel der Meere“. Sie singen äußerst gerne und geben dabei die unterschiedlichsten Laute von sich. Sie gackern, muhen, miauen, zwitschern, trillern, pfeifen, zwitschern und quietschen. Auch außerhalb des Wassers sind ihre Geräusche gut hörbar.
Fröhliche Luftblasenringe
Belugawale erzeugen unter Wasser mit ihrem Mund Luftblasen, um ihre Stimmung auszudrücken. Wenn sie entspannt und fröhlich sind, erzeugen sie kleine Ringe aus Luftblasen.
Sie knuddeln (!) gerne
Das ist eher ungewöhnlich für Wale: Belugawale knuddeln und kuscheln gerne. Sie tun das insbesondere beim Spielen, aber auch sonst suchen sie häufig Körperkontakt zu ihren Artgenossen.
Schlafen mit einer Gehirnhälfte
Wie viele Meeressäuger schläft auch der Belugawal nur mit einer Gehirnhälfte. Warum? Er muss bewusst atmen und braucht die andere Gehirnhälfte, um das Atmen nicht zu vergessen.
Winterhaut statt Winterfell
Landtiere haben Winterfell, der Belugawal hat Winterhaut! Im Winter wird sie am Rücken und an den Flossen dicker, damit er gut vor der Kälte geschützt ist. Auch die Farbe verändert sich: sie wird eher gelb. Im Sommer reibt er sich die dickere Haut an Felsen und Kieseln wieder ab.
Sind Belugawale gefährlich?
Belugawale sind sehr friedliche und freundliche Tiere. Sie sind sehr neugierig, weshalb sie sich häufig Booten nähern. Im Jahr 2009 rettete ein Belugawal sogar einen Menschen, der einen Krampf in den Beinen hatte, indem er ihn zur Wasseroberfläche hob. Trotzdem sind sie Wildtiere und können sich unerwartet verhalten. Es gibt zwar keinen einzigen Fall, in dem ein Mensch verletzt wurde, aber wenn sie sich bedrängt fühlen, können sie theoretisch mit ihrer Schwanzflosse schlagen.
Fähigkeiten und Sinne
„Gesichtsausdrücke“
Belugawale können die Größe und Form ihrer Melone (das große Organ in der Stirn) verändern. Sie tun das nicht nur, um besser Tauchen zu können. Sie drücken damit auch ihre Gefühle aus. Am lustigsten sieht es aus, wenn sie die halb gefüllte Melone hin- und herschütteln – weil das weiche Gewebe wie Götterspeise schwabbelt und wabbelt. Sie machen das, wenn sie um einen Partner werben.
Echoortung
Belugawale verwenden Echoortung, um sich zurechtzufinden. Sie erzeugen Klicklaute, die sie in verschiedene Richtungen aussenden. Wenn die Laute auf ein Hindernis treffen, werden sie zurückgeworfen und erzeugen so eine Art akustische Landkarte ihrer Umgebung. Außerdem finden sie auf diese Weise Beutetiere. Genau dasselbe machen auch Fledermäuse.
Sinne
Der wichtigste Sinn der Belugawale ist ihr Hörsinn. Sie können aber auch gut sehen und haben einen sehr guten Tastsinn.
Tauchen
Belugawale können bis zu 872 m tief tauchen und bis zu 20 min. unter Wasser bleiben. Meistens bleiben sie aber in geringeren Tiefen und tauchen nur 2-5 Minuten.
Rückwärts schwimmen
Im Gegensatz zu anderen Walen können die Belugawale sowohl vorwärts als auch rückwärts schwimmen.
Geschwindigkeit
Belugawale sind eher gemütlich unterwegs. Sie schwimmen mit etwa 9 km/h vor sich hin. Schon ein langsamer Fahrradfahrer könnte sie mühelos überholen. Nur bei Gefahr oder bei der Jagd nach Beute geben sie Gas. Dann erreichen sie bis zu 22 km/h. Dieses Tempo können sie bis zu 15 min. durchhalten.
Intelligenz
Belugawale sind sehr intelligent. Sie können sich selbst im Spiegel erkennen und haben daher ein Bewusstsein dafür, wer sie sind. Sind sie intelligenter als Delfine? Das kann man so nicht sagen. Beide Tierarten haben unterschiedliche Fähigkeiten, die für ihr Überleben wichtig sind. Delfine sind eher Strategen und Problemlöser, während Belugawale eher die Experten in gegenseitiger Verständigung und sozialem Zusammenleben sind.
Lebenserwartung
Belugawale leben für gewöhnlich 30-35 Jahre in freier Natur. Sie können eigentlich bis zu 70 Jahre alt werden, sterben aber meistens früher. Der Grund dafür sind menschliche Aktivitäten. In Gefangenschaft leben sie meistens nur 3-5 Jahre – der Stress ist zu groß für die empfindsamen Tiere. Daher: Wenn dir die Tiere am Herzen liegen, besuche bitte keine Zoos mit Belugawalen.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die natürlichen Feinde des Belugawals sind Eisbären und Orcas.
Der Mensch
Für Belugawale geht die größte Bedrohung von menschlichen Aktivitäten aus. Die Jagd ist glücklicherweise in den meisten Ländern verboten. Trotzdem gibt es eine Vielzahl von Gefahren.
Klimawandel
Belugawale brauchen kaltes Wasser, aber der Klimawandel erwärmt die Meere.
Lärm
Der Lärm von Schiffen ist für die empfindlichen Ohren unerträglich und stresst sie sehr.
Wasserverschmutzung
Die Meere sind stark mit giftigen Stoffen belastet, vor allem Öl, Mikroplastik und Quecksilber. In den letzten 150 Jahren hat sich die Menge an Quecksilber im Gewebe von Belugawalen verzehnfacht. Quecksilber entsteht durch die Verbrennung von Kohle und Öl in Kraftwerken, durch Müllverbrennung und den Bergbau. Es gelangt in die Luft und wird vom Wasser aufgenommen.
Gefährdungsstatus
Belugawale gelten (noch) nicht als gefährdet. Laut einer Schätzung der IUCN aus dem Jahr 2017 gibt es noch etwa 136.000 erwachsene Tiere.
Belugawalen helfen
Belugawale sind (noch) nicht bedroht, aber jedes Jahr gibt es weniger Tiere. Ihnen zu helfen ist ganz einfach. Dazu musst du nicht weit reisen und auch kein Geld spenden. Deine Hilfe beginnt auf deinem Teller. Wenn du mehr regionale Produkte kauft und weniger Fisch und Fleisch isst, müssen weniger Schiffe fahren, es gibt weniger Verschmutzung, weniger Energieverbrauch und weniger Lärm. Es gibt leckere und gesunde Alternativen zu tierischen Produkten.
Fortpflanzung
Geburt und Aufzucht
Weibliche Belugawale bringen etwa alle drei Jahre ein Baby zur Welt. Nach einer Tragzeit von 14 Monaten erblicken sie das Licht der Welt. Die Kälber sind bei ihrer Geburt bereits 1,40-1,70 m lang und 45-75 kg schwer. Sie werden zwei Jahre lang von der Mutter gesäugt.
Kälber sind nicht weiß
Belugawale sind nicht von Anfang an weiß. Die Kälber haben bei ihrer Geburt eine graue Haut. Sie werden erst mit vier bis fünf Jahren weiß.
Wechseljahre
Der Belugawal ist eine der wenigen Tierarten, bei denen die weiblichen Tiere in die „Wechseljahre“ kommen. Das heißt, sie sind nicht mehr fruchtbar und können keinen Nachwuchs mehr zeugen. Die anderen Tierarten sind Orca, Narwal und Grindwal sowie möglicherweise auch Gorillas, Schimpansen und Elefanten.
Fun Facts
Was hat der Wal mit Kaviar zu tun?
Zum Glück nichts! Wenn man vom Beluga-Kaviar spricht, meint man den Kaviar (= Fischeier) des Beluga-Störs.
Der Belugawal im Rhein
Belugawale mitten in Deutschland? Im Rhein? Ja. Es klingt unglaublich, aber es ist wahr. Normalerweise halten sich Belugawale in arktischen Meeren auf, doch am 18. Mai 1966 schwamm ein Belugawal den Rhein hinauf. Ihm gefiel es dort wohl ganz gut, denn erst im Juni gelang es, „Moby Dick“ wieder in Richtung Meer zu leiten.
Bailey
Im Animationsfilm „Findet Dorie“ von Pixar gibt es einen Belugawal namens Bailey.
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Eisbär
- Königspinguin
- Küstenseeschwalbe
- Papageientaucher
- See-Elefant
- Seeotter
- Walross
Quellen:
- „Dive Patterns of Belugas in Waters Near Eastern Devon Island“ (https://journalhosting.ucalgary.ca)
- „Evidence of mirror self-recognition in beluga whales“ (https://academicworks.cuny.edu)
- „AMAP Assessment 2011 – Mercury in the Arctic“ (https://www.amap.no)
- „New Study Reveals Belugas Blow Bubbles Based on Mood“ (https://www.newswise.com)
- „Blubber“ (https://www.sciencedirect.com)
- „Thickest blubber“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Do Beluga Whales Have Knees?“ (https://www.youtube.com)
- „Bubble-blowing Belugas“ (https://www.canisius.edu)
- „Mercury stable isotopes constrain atmospheric sources to the ocean“ (https://www.nature.com)
- „Wie Quecksilber ins Meer gelangt“ (https://www.unibas.ch)
Alle Wale im Überblick
- Belugawal
- Blauwal
- Buckelwal
- Delfin
- Finnwal
- Flussdelfin
- Grauwal
- Narwal
- Nordkaper
- Orca
- Pottwal
- Schweinswal




























