Steckbrief Schleiereule
Größe | 33-39 cm |
Geschwindigkeit | Bis 80 km/h |
Gewicht | 260-550 g |
Lebensdauer | 4 Jahre |
Nahrung | Kleine Nagetiere, Fische, Vögel |
Feinde | Eulen, Adler, Waschbären |
Lebensraum | Weltweit (außer Regenwälder und Wüsten) |
Ordnung | Eulen |
Familie | Schleiereulen |
Wissenschaftl. Name | Tyto alba |
Merkmale | Helle Eule mit weißem, herzförmigem Gesicht |
Merkmale und Besonderheiten
Die Schleiereule ist eine Eule mit hellem Gefieder, schwarzen Augen und einem unverwechselbaren, herzförmigen Gesicht. Von allen Eulen ist sie am weitesten auf der Welt verbreitet. Nur in sehr heißen oder sehr kalten Gebieten kommt sie nicht vor. Ihr Schrei hört sich an wie ein gruseliges, hohes Kreischen.
Verbreitung und Lebensraum
Die Schleiereule ist die am weitesten verbreitete Eulen – weil sie sehr anpassungsfähig ist. Sie kommt fast überall auf der Welt vor, außer in dichten Regenwäldern, trockenen Wüsten und der eisigen Tundra. Sie bevorzugen halboffene Landschaften und nisten gerne in alten Scheunen, unter Holzbrücken und in Aussichtstürmen. In Mitteleuropa leben sie auch in Städten und nisten dort in alten Kirchtürmen.
Lebensweise
Schleiereulen sind nachtaktive Einzelgänger.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Eine Schleiereule ist etwa so groß wie eine kleine Katze. Ihre Körperlänge beträgt 33-39 cm und ihre Spannweite 80-95 cm. Ihr Gewicht liegt bei 260-550 g.
Gefieder
Schleiereulen haben im Gesicht, auf der Brust und am Bauch weißes Gefieder. Die Oberseite von Rücken, Handschwingen und Schwanz sind goldbraun und haben feine graue Muster.
Federohren
Im Gegensatz zu vielen anderen Eulen hat die Schleiereule keine Federohren.
Gesichtsschleier
Schleiereulen haben einen herzförmigen Gesichtsschleier. Er sammelt und leitet Geräusche zu ihren Innenohren.
Ernährung
Schleiereulen sind Fleischfresser. Sie ernähren sich hauptsächlich von Mäusen und Ratten. Manchmal fressen sie auch Frösche, kleine Vögel, Fledermäuse, Kaninchen, Fische oder sogar Insekten. Sie schlucken ihre Beute im Ganzen herunter und würgen alles, was sie nicht verdauen können, wieder nach oben – zum Beispiel Fell und Knochen.
Verhalten
Lauerjäger
Schleiereulen sitzen gerne auf einem Zaun oder einem Pfosten und beobachten in aller Ruhe ihre Umgebung. Wenn sie ein kleines Beutetier entdecken, gleiten sie nahe über dem Boden und schnappen es sich mit den scharfen Krallen an ihren Füßen.
Sie erbeuten mehr Mäuse als Katzen
Eine Schleiereule ist besser als jede Mausefalle und jedes Rattengift. Selbst Katzen schaffen es nicht, so viele Mäuse zu jagen. Außerdem frisst sie doppelt so viele Beutetiere wie andere Eulen (im Vergleich zu ihrem Gewicht). Innerhalb eines Jahres frisst sie 1.500-3.000 Mäuse. Sie ist ein erstaunlicher Jäger!
Laute
Die Schleiereule hat einen etwas unheimlichen, gruseligen Schrei. Ihr Ruf hört sich an wie ein langgezogenes, hohes Kreischen.
Lautloses Fliegen
Luftverwirbelungen erzeugen Geräusche
Wie schaffen es Schleiereulen, beim Fliegen kein einziges Geräusch zu machen? Wenn ein Vogel mit den Flügeln schlägt, wird Luft durcheinander gewirbelt. Das kann man mit dem Hörsinn wahrnehmen. Die Lösung ist also, möglichst wenig Verwirbelungen zu erzeugen. Fächle dir mit der flachen Hand eifrig Luft zu. Am besten ganz nah an deinem Ohr. Hörst du etwas? Das sind Geräusche, die von der verwirbelten Luft stammen. Nicht laut, aber hörbar. Die Schleiereule hat drei körperliche Merkmale, die ihr dabei helfen, lautlos zu fliegen:
- 1. Die Oberfläche ihrer Flügel ist sehr weich - wie ein flauschiger Teppich, der alle Geräusche verschluckt
- 2. Die Flugfedern sind an den Kanten leicht ausgefranst – das wirkt wie ein Schalldämpfer.
- 3. Die Flügelvorderkante ist gezahnt wie ein Kamm und verringert ebenfalls Luftverwirbelungen
Hilfreich für die Bionik
Für die Wissenschaftler ist das Gefieder der Schleiereule hochspannend, denn mit dem Wissen, wie sie lautlos fliegt, können sie auch unser Leben verbessern. Zum Beispiel, wie Flugzeuge oder Windanlagen leiser betrieben werden können. Das Nachahmen von „Tricks“ aus der Natur nennt man übrigens Bionik.
Fähigkeiten und Sinne
Sehsinn
Schleiereulen haben einen hervorragenden Sehsinn – insbesondere in der Nacht. Im Vergleich zu menschlichen Augen sind sie zweimal so lichtempfindlich. Außerdem ist ihr Sehsinn darauf spezialisiert, alles wahrzunehmen, was sich bewegt. Lebewesen, die ruhig auf einer Stelle sitzen, sind für die Eulen schwieriger zu sehen.
Hörsinn
Schleiereulen können sehr gut sehen, ihr Gehör ist aber noch um ein Vielfaches besser. Sie findet sich selbst in stockdunkler Nacht problemlos zurecht. Wie macht sie das?
Lage der Ohren
Die Ohren der Schleiereule sitzen „schief“. Ein Ohr befindet sich etwas höher am Kopf als das andere. So kann sie die Richtung, aus der Geräusche kommen, besser einordnen. Das untere Ohr hört nach unten zum Boden hin, das andere hört „nach oben“.
Gesichtsform
Sie sammelt jedes noch so leise Geräusch ein – mit Hilfe ihres herzförmigen Gesichtsschleiers. Er funktioniert wie eine Satellitenschüssel.
Lebenserwartung
In freier Wildbahn werden Schleiereulen etwa 4 Jahre alt. Die älteste, beringte Schleiereule wurde 17 Jahre und elf Monate.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die größten Feinde der Schleiereulen sind Uhus, Habichte, Mäusebussarde, Waldkäuze und Steinadler. Waschbären und Opossums stehlen die Eier aus den Nestern.
Der Mensch
Die Schleiereule kämpft in vielen Gegenden mit dem Verlust ihres Lebensraums. Der Grund dafür ist, dass wir Menschen immer mehr Flächen für Städte und Siedlungen benötigen. Ebenso für die Nutztierhaltung. Feld- und Wühlmäuse finden durch moderne Landwirtschaft weniger Futter – und somit hat auch die Schleiereule weniger zu essen. Viele Eulen verunglücken im Straßenverkehr oder sterben, weil sie vergiftete Mäuse und Ratten gefressen haben.
Gefährdungsstatus
Die Schleiereule ist keine bedrohte Tierart. Laut einer Schätzung der IUCN aus dem Jahr 2016 gibt es weltweit 4-10 Millionen erwachsene Tiere.
Bedeutung für das Ökosystem
Schleiereulen sind sehr wichtig für die Natur. Sie halten die Anzahl der Nagetiere im Gleichgewicht – insbesondere die von Mäusen. Sie erbeutet pro Jahr 1.500-3.000 Mäuse – viel mehr als eine Katze.
Fortpflanzung
Paarungszeit
Die Paarungszeit der Schleiereulen beginnt schon im Februar und geht bis etwa April. Wenn es viele Nagetiere gibt, pflanzen sie sich zwei- bis dreimal fort. In schlechten Jahren mit wenigen Nagetieren verzichten sie lieber darauf, zu brüten. In den meisten Fällen bleiben sie ihr Leben lang zusammen. Wenn ein Paar jedoch keine Küken bekommen kann, trennen sie sich, um es mit einem anderen Partner zu versuchen.
Nest
Schleiereulen bauen kein eigenes Nest und nisten auch nicht gern in Baumhöhlen oder Felsnischen. Sie richten sich am liebsten in Kirchtürmen und Scheunen ein.
Eier
Schleiereulen legen 2-12 Eier auf einmal. Das passiert im Abstand von einigen Tagen, damit nicht alle Küken zur gleichen Zeit schlüpfen. Sie werden 30 Tage lang ausgebrütet. Dann schlüpfen die kleinen Küken. Im Alter von 13-15 Wochen sind sie bereits selbstständig.
Fun Facts
Symbol
Schleiereulen haben – je nach Kultur – eine unterschiedliche Bedeutung. Im alten Ägypten hat sie den nahenden Tod verkündet. Im alten Griechenland galt die Schleiereule als Symbol für Weisheit.
Die Schleiereule ist verwandt mit:
- Goldeule
- Graseule
- Rußeule
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Biber
- Fledermaus
- Habicht
- Hamster
- Wildkaninchen
- Maus
- Mäusebussard
- Opossum
- Ratte
- Steinadler
- Waldkauz
- Waschbär
Quellen:
- „Zip-lining owls reveal what really scares their prey“ (https://www.nature.com)
- „Barn Owl life expectancy“ (https://www.barnowltrust.org.uk)
- „Exploring the perceptual inabilities of Eurasian jays (Garrulus glandarius) using magic effects“ (https://www.pnas.org)
- „Spatial coding in the hippocampus and hyperpallium of flying owls“ (https://www.heronconservation.org)
- „Nocturnal camouflage through background matching against moonlight“ (https://www.pnas.org)
- „Largest barn owl (tytonid)“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Most widely distributed owl“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
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