Waldohreule
Steckbrief Waldohreule
Größe | 31-37 cm |
Geschwindigkeit | Bis 50 km/h |
Gewicht | 220-370 g |
Lebensdauer | 5-11 Jahre |
Nahrung | Mäuse, Wühlmäuse |
Feinde | Uhu, Bussard, Habicht, Steinadler |
Verbreitung | Mitteleuorpa, Nordamerika, Asien, Ost-Afrika |
Lebensraum | Lichte Wälder, Waldränder, offene Flächen |
Ordnung | Eulen |
Familie | Eigentliche Eulen |
Wissenschaftl. Name | Asio otus |
Merkmale | Eule mit langen Federohren und großem, rötlichen Gesicht |
Merkmale und Besonderheiten
Die Waldohreule ist eine mittelgroße Eule mit einem rötlichen Gesicht und auffällig langen Federohren. Der Ruf der Männchen ist ein tiefes „huh“, das alle 2-8 Sekunden zu hören ist.
Verbreitung und Lebensraum
Waldohreulen leben in Mitteleuropa und in Nordamerika. Einige leben sogar in Asien und in Ostafrika. Ihr Lebensraum sind lichte Wälder, Waldränder und Grasland. Um sich auszuruhen und zu nisten, halten sie sich in dicht stehenden Baumwipfeln auf. Zum Jagen suchen sie offene, freie Grasflächen mit niedrigen Pflanzen.
Lebensweise
Waldohreulen sind nachtaktive Jäger. Sie sind immer dort zu finden, wo es viele Mäuse, Wühlmäuse und andere kleine Nager gibt. Sie sind Einzelgänger und treffen sich nur zur Paarungszeit.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Waldohreulen sind mittelgroß. Sie haben eine Körperlänge von 31-37 cm und eine Spannweite von 86-98 cm. Ihr Gewicht liegt bei 220-370 g. Die Männchen sind etwas größer und schwerer als die Weibchen.
Aussehen
Waldohreulen sind durch ihre langen Federohren unverwechselbar. Sie haben gelbe bis orangefarbene Augen, einen schwarzen Schnabel und befiederte Füße.
Farbe
Das Gefieder der Waldohreulen ist hellbraun bis graubraun marmoriert. Bei den Weibchen ist das Muster etwas deutlicher. Außerdem sind sie etwas dunkler und rötlicher als die Männchen.
Gesichtsschleier
Bei Eulen spricht man häufig von einem sogenannten Gesichtsschleier. Damit sind die kranzförmige Gesichtsform und die besondere Anordnung der Federn im Gesicht gemeint. Der Gesichtsschleier ist ein bisschen gebogen - wie eine Schüssel. Es ist ganz ähnlich wie bei einer Satellitenschüssel: Sie kann dadurch Geräusche besser empfangen. Die feinen Federn in der „Schüssel“ fangen die Geräusche ein und leiten sie zu den Ohren.
Federohren
Waldohreulen haben lange Federohren. Aber aufgepasst: Obwohl sie so heißen, sind das nicht die Ohren, mit denen sie hören. Die „echten“ Ohren sitzen links und rechts am Kopf – unter dem Gefieder. Die Federohren sind lange Federbüschel. Sie dienen der Tarnung.
Ohren
Jetzt kommen wir zu den richtigen Ohren! Wie bei allen Eulen sind die Ohren, mit denen die Waldohreulen tatsächlich hören, von außen nicht zu sehen. Sie befinden sich unter den feinen Federn des Gesichtsschleiers. Ein Ohr sitzt oberhalb vom Auge etwa auf Höhe der Stirn. Das andere sitzt etwas unterhalb vom Auge auf Höhe der Nasenhöhle.
Waldohreule oder Uhu – Wo ist der Unterschied?
Waldohreule und Uhu sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Ihr Gefieder hat fast dieselbe Farbe und das Muster ist auch sehr ähnlich. Außerdem haben beide Federohren. Trotzdem lassen sie sich mit etwas Übung gut unterscheiden. Den auffälligsten Unterschied findet man beim Gesichtsschleier: Beim Uhu ist er viel kleiner. Außerdem ist der Uhu viel größer und schwerer und er hat einen kräftigeren Körper. Wer genau hinsieht, kann auch erkennen, dass seine Federohren etwas weiter auseinander stehen und nicht so lang sind.
Ernährung
Waldohreulen sind Fleischfresser. Sie ernähren sich hauptsächlich von Mäusen und Wühlmäusen. Je nach Region fressen sie vor allem Feldmäuse, Hirschmäuse, Zwergmäuse, Präriewühlmäuse und Baumwollratten. In Europa erlegen sie manchmal auch Sperlinge und Grünfinken. Sie schlucken ihre Beute im Ganzen herunter. Knochen und Fell werden wieder hochgewürgt und ausgespuckt. Um satt zu werden, brauchen sie etwa 1-3 kleine Nagetiere oder Vögel pro Tag.
Verhalten
Jagdverhalten
Waldohreulen jagen insgesamt 5-6 Stunden am Tag. Auf der Suche nach Beute fliegen sie etwa 1,5 m über dem Boden oder warten auf einem erhöhten Standort. Obwohl sie auch nachts sehr gut sehen, finden sie ihre Beute vor allem mit Hilfe ihres ausgezeichneten Gehörs. Sobald sie ein Beutetier wahrgenommen haben, stürzen sie sich mit den scharfen Krallen auf sie.
Tarnung
Waldohreulen sind perfekt an das Leben in Bäumen angepasst. Wenn sie in einem Ast sitzen, kann man sie kaum erkennen. Ihr Gefieder sieht aus wie Baumrinde. Um sich noch besser zu tarnen, legen sie das Gefieder ganz glatt an den Körper an, machen ihren Körper lang, stellen die Ohren aufrecht und schließen die Augen. Jetzt sind sie kaum noch von einem Ast oder Baumstamm zu unterscheiden.
Verteidigung
Waldohreulen verteidigen ihre Eier und Küken. Wenn sich ein Angreifer nähert, breiten sie ihre Flügel aus, schütteln sie ihr Gefieder, stampfen abwechselnd mit den Füßen auf und zischen. Wenn das nicht ausreicht, schlagen sie mit ihren Flügeln nach dem Raubtier oder greifen es mit ihren Krallen an. Manchmal täuschen die Eltern auch vor, verletzt zu sein, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Laute
Waldohreulen sind nur während der Paarungszeit zu hören. Der Ruf der Männchen klingt wie ein tiefes „huh“ im Abstand von 2-8 Sekunden. Du kannst ihn ganz leicht nachmachen: Du musst nur die Lippen an einer Flasche ansetzen und hineinpusten. Der Ruf der Weibchen ist etwas höher. „Huh“ ist aber nicht ihr einziger Laut. Sie beherrschen über 20 verschiedene. Sie quietschen wie ein rostiges Zahnrad, quieken, pfeifen, krächzen oder hören sich an wie eine Katze, die schreit.
Sinne und Fähigkeiten
Sehsinn
Waldohreulen haben einen ausgezeichneten Sehsinn. Ihre Augen sind perfekt an das Sehen in der Dunkelheit angepasst.
Hörsinn
Waldohreulen haben – wie alle Eulen – ein hervorragendes Gehör. Und zwar, weil ihre Ohren schief sind! Ja, es stimmt, bei den Eulen sitzen die Ohren nicht auf derselben Höhe wie bei uns Menschen. Und das hat für sie einen großen Vorteil: Sie können besser hören, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Außerdem „verfangen“ sich Geräusche in ihrem Gesichtsschleier und können direkt zu den Ohren geleitet werden.
Geschwindigkeit
Waldohreulen können 50 km/h schnell fliegen.
Lautloses Fliegen
Waldohreulen bewegen sich lautlos durch die Luft. Die Ränder ihrer Flugfedern sind ausgefranst, wodurch sie weicher sind und weniger Geräusche beim Fliegen machen. Außerdem legen sie die Federohren beim Fliegen an, weil das ebenfalls Geräusche vermindert und den Luftwiderstand verringert.
Lautstärke
Den Ruf der männlichen Waldohreule kann man bis zu 1 km weit hören.
Lebenserwartung
In freier Wildbahn werden Waldohreulen für gewöhnlich 5-11 Jahre alt. Die älteste Waldohreule lebte in Europa und wurde 27 Jahre und 9 Monate alt. Mehr als die Hälfte der Küken überlebt das erste Lebensjahr nicht.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die größten Feinde der Waldohreule sind Uhu, der Bussard, Steinadler, Habicht und Wanderfalke. Die Küken fallen Krähen zum Opfer. In den USA werden sie auch von Waschbären und Schlangen erbeutet.
Der Mensch
Die größte Bedrohung für die Waldohreulen ist der Verlust ihres Lebensraums durch das Roden von Wäldern für die Nutztierhaltung, Tierfutterproduktion, das Errichten von Siedlungen und Industrie.
Wie viele gibt es noch?
Waldohreulen sind aktuell noch keine gefährdete Tierart. Laut einer Schätzung der IUCN aus dem Jahr 2021 gibt es weltweit noch 2,2-3,7 Millionen von ihnen.
Bedeutung für das Ökosystem
Waldohreulen spielen eine wichtige Rolle in ihrem Lebensraum. Sie sorgen dafür, dass sich kleine Nagetiere nicht zu schnell vermehren.
Fortpflanzung
Paarungszeit und Balz
Die Brutsaison der Waldohreulen beginnt im März. Das Männchen wirbt um das Weibchen, indem es seine Flugkünste zur Schau stellt. Er schlägt die Flügel unter seinem Körper zusammen, wodurch ein klapperndes Geräusch entsteht. Wenn das Weibchen einwilligt, paaren sie sich und bleiben für die Brutsaison zusammen.
Nest und Eier
Waldohreulen bauen nicht immer ein eigenes Nest, sondern benutzen häufig verlassene Nester von Raben, Krähen oder Falken. Zwischen März und Mai legen sie etwa 5-6 Eier. Nach 25-30 Tagen schlüpfen die Küken. Bei ihrer Geburt haben sie hellgraues Gefieder. Wenn sie etwa 30-40 Tage alt sind, unternehmen sie die ersten Flugversuche. Im Alter von 11 Wochen sind sie unabhängig.
Überlebenschancen
Über die Hälfte der Küken sterben entweder bereits im Nest, weil sie von Raubtieren erbeutet werden, oder im ersten Lebensjahr durch Autounfälle oder Unterernährung.
Fun Facts
Die älteste wilde Waldohreule wurde 12 Jahre und einen Monat alt. Sie wurde in New York beringt und 1999 in Ontario (Kanada) wiedergefunden.
Die Waldohreule ist verwandt mit:
- Schreieule
- Sumpfohreule
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Amsel
- Feldsperling
- Grünfink
- Habicht
- Maikäfer
- Marder
- Mäusebussard
- Maus
- Uhu
- Wanderfalke
- Waschbär
- Wühlmaus
Quellen:
- „Post‐fledging survival and dynamics of dispersal in Long‐eared Owls Asio otus“ (https://www.tandfonline.com)
- „Owl Hearing“ (https://www.bto.org)
- „Long-eared Owl“ (https://www.hawkmountain.org)
- „Traffic noise reduces wild owls' foraging efficiency“ (https://phys.org)
- "The probability of nesting success of the Long-Eared Owl“ (https://www.researchgate.net)
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