Ameisenigel
Steckbrief Ameisenigel
Größe | 35-78 cm |
Geschwindigkeit | 1-2 km/h |
Gewicht | 2,5-16,5 kg |
Lebensdauer | 14-16 Jahre (in freier Wildbahn) |
Nahrung | Ameisen, Termiten, Insekten |
Feinde | Dingos, Füchse, Hunde, Katzen |
Verbreitung | Australien, Neuguinea, Tasmanien |
Lebensraum | Buschland, Wüste, Savanne, Regenwald, Wald, Berge |
Ordnung | Kloakentiere |
Familie | Ameisenigel |
Wissenschaftl. Name | Tachyglossidae |
Merkmale | Eierlegendes Säugetier mit Stacheln und langer Nase |
Merkmale und Besonderheiten
Ameisenigel heißen und sehen zwar so aus wie Igel, sind aber nicht näher mit ihnen verwandt. Sie sind sogenannte Kloakentiere. Das sind Säugetiere, die keine lebenden Jungen gebären, sondern Eier legen. Es gibt nur zwei Arten, die das tun: der Ameisenigel und das Schnabeltier. Besondere Merkmale sind ihre zahlreichen Stacheln und die lange Nase.
Arten
Es gibt einen Kurzschnabeligel und drei Langschnabeligel, den westlichen, östlichen und den Attenborough-Langschnabeligel. Ihre engsten Verwandten sind die Schnabeltiere.
Verbreitung und Lebensraum
Ameisenigel gibt es in Australien, auf Tasmanien und auf Neuguinea. Sie sind sehr anpassungsfähig und kommen deshalb in den unterschiedlichsten Lebensräumen zurecht. Sie leben in Buschland, trockenen Wüsten und Savannen, in feuchten Regenwäldern und in verschneiten, bergigen Regionen. Sie brauchen Erde, in der sie graben können. Sie kommen mit lockerem Boden genauso zurecht wie mit härterem, zusammengepressten.
Lebensweise
Ameisenigel sind Einzelgänger. Sie sind tagsüber und in der Dämmerung aktiv. Nachts schlafen sie aus. Wenn sie nicht gerade in der Erde nach Nahrung graben, ruhen sie sich aus. Die meiste Zeit verbringen sie meiste Zeit damit, nach Ameisen und Termiten zu suchen. Sie durchwühlen Laub, graben in der Erde oder brechen mit ihren Krallen morsches Holz auf. Wenn sie schlafen oder sich ausruhen wollen, verstecken sie sich häufig unter Pflanzen und Wurzeln oder halten sich in Baumhöhlen und Felsspalten auf.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Der Kurzschnabeligel ist der kleinste. Er wird 35-53 cm lang und wiegt 2,5-7 kg. Der westliche Langschnabeligel ist der größte. Er wird bis zu 78 cm lang und bis zu 16,5 kg schwer.
Aussehen
Ameisenigel haben kleine Augen, eine lange Nase, eine klebrige Zunge, einen rundlichen Körper, viele Stacheln, kurze Arme und Beine sowie kräftige Krallen.
Stacheln
Die Stachel der Ameisenigel sind innen hohl, haben keine Widerhaken und werden bis zu 6 cm lang. Sie sind aus demselben Material wie unsere Fingernägel. Ihre Farbe ist dunkelbraun mit einer hellbraunen Spitze. Sie dienen der Verteidigung gegen Wildhunde, Füchse und Dingos.
Fell
Es sieht zwar auf den ersten Blick so aus, als hätte der Ameisenigel nur Stacheln, aber er hat auch ein Fell! Es ist sehr dunkel, kurz und verbirgt sich unter dem Stachelkleid.
Nase
Ameisenigel haben eine lange, schmale Nase, die auch als Schnabel bezeichnet wird. Mit ihr stochern und bohren sie in der Erde nach Beutetieren.
Zunge
Ameisenigel haben eine lange, klebrige Zunge, auf der winzige Stacheln sitzen. Sie wird 15-18 cm lang.
Zähne
Ameisenigel haben keine Zähne. Sie sammeln Nahrung mit ihrer Zunge, zermahlen sie mit den Hornplatten an ihrem Gaumen und schlucken sie dann herunter.
Krallen
Ameisenigel haben kräftige Krallen an ihren Händen und Füßen. An den Füßen sitzt eine besonders lange Kralle, mit der sie durch ihr Stachelkleid „kämmen“ können. Auf diese Weise entfernen sie Schmutz oder Parasiten.
Ohren
Die Ohren der Ameisenigel sind von außen kaum sichtbar. Es sind unauffällige, schmale Schlitze. Trotzdem können sie sehr gut hören.
Körpertemperatur
Ameisenigel haben eine sehr niedrige Körpertemperatur. Sie liegt bei 30-32 Grad Celsius. Zum Vergleich: Bei Menschen liegt sie bei 36-37 Grad Celsius.
Gehirn
Ameisenigel haben ein ungewöhnlich großes Gehirn. Die Großhirnrinde macht 43 % vom Gehirn aus – sie ist für höhere Denkleistungen zuständig. Bei Menschen liegt er bei 75-84 %.
Dornen
Männliche Ameisenigel haben Dornen an ihren Beinen. Im Gegensatz zu denen des Schnabeltiers sind sie aber ungiftig.
Ameisenigel oder Igel - Wo ist der Unterschied?
Ameisenigel und Igel haben ein auffälliges Stachelkleid und rollen sich bei Gefahr zusammen. Aber: Igel gehören zu einer anderen Tierfamilie: den Insektenfressern. Die beiden Tiere sind nicht miteinander verwandt. Außerdem leben Igel ganz woanders, nämlich in Europa, Afrika und Asien. Auch äußerlich gibt es eindeutige Unterschiede: Igel sind deutlich kleiner, leichter, haben kürzere Stacheln und Krallen und eine breitere Nase.
Ameisenigel oder Stachelschwein - Wo ist der Unterschied?
Ameisenigel und Stachelschweine sehen auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich aus. Du kannst sie aber ganz leicht auseinander halten: Stachelschweine sind Nagetiere. Sie sind deutlich größer und schwerer, haben aber eine viel kürzere, breitere Nase. Sie leben nicht in Australien, Tasmanien und Neuguinea, sondern in Asien, Europa, Afrika und Amerika. Außerdem sind sie nachtaktiv und bilden gerne gesellige Gruppen. Ihre Stacheln besitzen Widerhaken. Aua!
Ernährung
Ameisenigel sind Fleischfresser. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insekten. Bei den Langschnabeligeln stehen Würmer und Larven ganz oben auf der Speiseliste, bei den Kurzschnabeligeln sind es Ameisen und Termiten. Sie stecken ihre Nase in die Erde und schleudern ihre Zunge in hohem Tempo in die Erde, um ihre Beute einzusammeln.
Verhalten
Verteidigung
Was machen Ameisenigel bei Gefahr? Wenn sie sich in Sicherheit bringen müssen, graben sie schnell eine Mulde und legen sich hinein. Sie haben sehr kräftige Arme und können mit ihren großen, schaufelartigen Krallen sehr, sehr schnell graben. Nach wenigen Sekunden kann man nur noch ihren stacheligen Rücken sehen - keine Chance für Angreifer! Wenn es keine Möglichkeit zum Graben gibt, rollen sich die Tiere zu einer Kugel zusammen oder versuchen, wegzulaufen.
Sind Ameisenigel gefährlich?
Ameisenigel sind nicht angriffslustig und auch nicht giftig. Im Gegenteil: Sie sind ungewöhnlich friedfertig. Man sollte sie allerdings nicht mit bloßen Händen anfassen, da ihre Stachel Wunden zufügen können. Außerdem können sie bei Kontakt Krankheiten übertragen.
Sinne und Fähigkeiten
Sehsinn
Ameisenigel haben sehr kleine Augen und kein besonders gutes Sehvermögen.
Hörsinn
Auch wenn die Ohrmuschel fehlt, haben die Tiere einen ausgezeichneten Gehörsinn.
Geruchssinn
Ameisenigel besitzen einen sehr guten Geruchssinn.
Elektrosinn
Ameisenigel haben eine besonders feinfühlige Nase, auf der sich 400-2.000 Elektrorezeptoren befinden. Rezeptoren sind besondere Zellen. Der Begriff geht auf das lateinische Wort „recipere“ für „aufnehmen“, „empfangen“ zurück. Mit ihren Rezeptoren nehmen sie elektrische Signale wahr. Zum Beispiel Muskelbewegungen anderer Tiere. Beim Schnabeltier ist das ganz ähnlich. Es hat Elektrorezeptoren in seinem Schnabel.
Fortbewegung
Ameisenigel können gut klettern und schwimmen.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Ameisenigel werden von verwilderten Hunden und Katzen sowie Dingos und Füchsen gejagt. Auch Parasiten wie Bandwürmer machen ihnen zu schaffen.
Der Mensch
Für Ameisenigel ist die größte Bedrohung die Jagd, der Verlust von Lebensraum und der Straßenverkehr.
Gefährdungsstatus
Alle Langschnabel-Ameisenigel gelten als „stark gefährdet“ oder sogar „vom Aussterben bedroht“. Nur der Kurzschnabel-Ameisenigel ist als einziger keine gefährdete Tierart.
Bedeutung für das Ökosystem
Nicht immer lässt sich auf Anhieb erkennen, wieso ein bestimmtes Tier wichtig für das Gleichgewicht in der Natur sein sollte. Gerade, wenn es sich um ein so kleines, merkwürdig aussehendes Tier handelt. Forscher haben jedoch herausgefunden, dass Ameisenigel bei der Suche nach Futter pro Jahr rund 200 Kubikmeter Erde „umgraben“. Das sind über 1.300 Badewannen voller Erde. Beim Umgraben lockert das Tier die Erde auf und macht sie nährstoffreicher.
Fortpflanzung
Paarungszeit und Paarungsritual
Die Paarungszeit der Ameisenigel ist zwischen Juni und August. Zum Paarungsritual gehört der sogenannte „Ameisenigelzug“. Dabei laufen manchmal mehr als 10 Männchen in einer Reihe hinter einem Weibchen hinterher. Das kann sich über Tage oder sogar Wochen hinweg ziehen – bis sie zu einem der Männchen „Ja“ sagt.
Geburt
Weibliche Ameisenigel legen immer nur ein Ei. Nach dem Legen bewahren sie es in ihrer Bauchfalte auf – ganz ähnlich wie Kängurus ihre Neugeborenes. Nach etwa 10 Tagen schlüpft das Baby. Zu diesem Zeitpunkt ist es nur 12-15 mm groß und wiegt nur 1,5-2 g. Es ist etwa so groß und schwer wie eine Weintraube.
Muttermilch
Das Baby wird mit Muttermilch gesäugt. Sie kommt aber nicht etwa aus den Brustwarzen, wie bei anderen Säugetieren. Stattdessen wird sie aus vielen kleinen Poren „ausgeschwitzt“. Beim Schnabeltier ist das ähnlich.
Aufzucht
Nach etwa 53 Tagen ist das Baby groß und stark genug, die Bauchtasche zu verlassen. Es bleibt zu seinem Schutz in einem kleinen Erdloch, das die Mutter gegraben hat. Sie kommt alle 5-10 Tage, um ihren Nachwuchs zu füttern. Nach etwa 7 Monaten ist das Jungtier selbstständig.
Fun Facts
Das größte eierlegende Säugetier
Hackett's Riesenameisenigel (Murrayglossus hacketti) war das größte eierlegende Säugetier der Welt. Er wurde 1 m lang und wog 20-30 kg. Vor knapp 12.000 Jahren starb er aus.
Auf Englisch
Auf Englisch heißt der Ameisenigel „echidna“. Ausgesprochen wird das wie „ih-kid-na“.
Griechische Mythologie
In der griechischen Mythologie gibt es eine Gestalt namens Echidna. Sie ist halb Frau, halb Schlange und die Mutter aller Monster. Sie taucht auch in der Serie „Percy Jackson“ auf.
Sonic, the Hedgehog
Im Videospiel Sonic the Hedgehog hat der blaue Igel Sonic einen Freund: Es ist Knuckles, ein roter Ameisenigel.
Der Ameisenigel ist verwandt mit:
Weitere Tiere im Lebensraum:
Video: 23 Steckbrief-Fakten über Ameisenigel
Quellen:
- „Largest egg-laying mammal ever“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „A review of monotreme (Monotremata) evolution“ (https://www.tandfonline.com)
- „Rarest Egg-Laying Mammal“ (https://www.guinnessworldrecords.com)
- „Bone microstructure supports a Mesozoic origin for a semiaquatic burrowing lifestyle in monotremes (Mammalia)“ (https://www.pnas.org)
- „The anatomy of the cerebral cortex of the echidna (Tachyglossus aculeatus)“ (https://www.sciencedirect.com)
- „Temporal changes in soil function in a wooded dryland following simulated disturbance by a vertebrate engineer“ (https://www.sciencedirect.com)