Portugiesische Galeere
Steckbrief Portugiesische Galeere
Größe | 9-30 cm (Körper) |
Geschwindigkeit | Unbekannt |
Gewicht | Unbekannt |
Lebensdauer | Etwa ein Jahr |
Nahrung | Weichtiere, Fische, Garnelen, Krebstiere |
Feinde | Unechte Karettschildkröte, Seeschwalbe, Veilchenschnecke |
Verbreitung | Pazifik, Atlantik, Indischer Ozean |
Lebensraum | Küste, Hochsee |
Ordnung | Staatsquallen |
Familie | Physaliidae |
Wissenschaftl. Name | Physalia physalis |
Merkmale | Giftige, blaue Qualle mit langen Tentakeln |
Merkmale und Besonderheiten
Die Portugiesische Galeere ist eine Staatsqualle. Ihre auffälligsten Merkmale sind die Schwimmblase und das Segel, wodurch sie wie ein Kriegsschiff aus dem 18. Jahrhundert aussieht. Sie ist sehr giftig und verursacht bei Berührung mit ihren Tentakeln schmerzhafte Wunden, die in manchen Fällen sogar tödlich sein können.
Verbreitung und Lebensraum
Portugiesische Galeeren sind im Atlantik, Pazifik und im Indischen Ozean verbreitet. Seit einigen Jahren werden sie auch in Europa beobachtet: bei Malta, Mallorca, Formentera, Nordspanien, den Kanaren, Azoren und Irland. Der Grund hierfür ist die Erwärmung der Meere. Normalerweise bevorzugen die Quallen wärmere Gewässer. In Amerika sieht man sie oft vor den Küsten von Florida, Kalifornien, Jamaika und Honduras – manchmal sogar Kanada. Auch in Australien muss man sich vor ihnen in Acht nehmen.
Lebensweise
Portugiesische Galeeren treiben an der Wasseroberfläche. Ihre giftigen Tentakel hängen im Wasser und machen vorbeischwimmende Beutetiere bewegungsunfähig, um sie dann zu verzehren. Oft bilden sie große Schwärme mit tausenden von Tieren. Die meiste Zeit verbringen sie auf hoher See, aber durch den Wind werden sie häufig an Strände getrieben.
Körperbau und Aussehen
Größe und Gewicht
Die Portugiesische Galeere wird 9-30 cm lang und 15 cm hoch. Ihre Tentakel sind für gewöhnlich etwa 10 m lang, erreichen aber auch eine Länge von bis 30 m. Laut Guinness Buch der Rekorde können sie sogar 50 m lang sein.
Körper
Die Portugiesische Galeere sieht wie eine normale Qualle aus. Interessanterweise besteht sie aber aus tausenden von „Einzelteilen“, sogenannten Polypen. Sie haben sich als Kolonie zu einem einzelnen Tier zusammengeschlossen und können nicht unabhängig voneinander existieren. Die Portugiesische Galeere wird daher auch Staatsqualle genannt, weil sie eine Gemeinschaft vieler Polypen ist.
Polypen
Die Polypen besitzen alle dieselbe Erbinformation. Sie spezialisieren sich aber im Laufe ihrer Entwicklung auf eine bestimmte Aufgabe. Zum Beispiel Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Verteidigung oder Ausbildung von Fangarmen. Sie sehen daher sehr unterschiedlich aus.
Schwimmblase
Die Portugiesische Galeere hat eine sackförmige Schwimmblase, mit deren Hilfe sie an der Wasseroberfläche treibt. Sie ist durchsichtig, schimmert aber pink, lila oder blau. Sie ist hauptsächlich mit Luft gefüllt.
Segel
Das Segel sitzt auf der Schwimmblase. Genauso wie ein Segelschiff benutzt auch die Qualle ihr Segel, um sich vom Wind treiben zu lassen. Sie kann das Segel aufstellen oder einklappen. Um es feucht zu halten, schaukelt sie immer ein wenig hin und her.
Tentakel
Die Tentakel der Portugiesischen Galeere sind blau, weiß oder lila. In ihnen befinden gefürchteten Nesselzellen - bis zu 1.000 pro Zentimeter! Bei Berührung „entladen“ sie ihr Gift. Sie lassen blitzartig einen klebrigen Nesselschlauch herausschnalzen, durch den das Gift fließt. Ganz ähnlich wie eine giftige Peitsche! Um sicherzugehen, dass der Schlauch auch wirklich haften bleibt, hat er zusätzlich winzige Widerhaken.
Ernährung
Portugiesische Galeeren sind Fleischfresser. Sie ernähren sich von Weichtieren, Fischen, Garnelen, Krebstieren und Zooplankton.
Verhalten
„Jagd“
Portugiesische Galeeren treiben im Meer und warten darauf, dass Beutetiere unabsichtlich in ihre klebrigen Tentakel geraten. Sie werden mit Gift bewegungsunfähig gemacht und dann mit den Tentakeln nach oben zu den Fresspolypen befördert.
Verteidigung
Portugiesische Galeeren können sich nicht gut verteidigen. Das Gift hilft nicht gegen große Angreifer oder solche, die gegen ihr Gift immun sind. Sie setzen daher auf Tarnung und versuchen, mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Ihr durchsichtiger Körper und die blaue Farbe machen es schwer, sie vom Wasser zu unterscheiden. Bei Gefahr können sie die Schwimmblase entleeren und für kurze Zeit abtauchen.
Fähigkeiten und Sinne
Fortbewegung
Die Portugiesische Galeere kann sich nicht selbstständig fortbewegen, aber mit ihren Tentakeln die Richtung beeinflussen. Wenn sie ihr Segel aufstellt, kann sie sich vom Wind treiben lassen. Ansonsten ist sie von Strömungen und den Tiden abhängig.
Gift
Wie gefährlich ist die Portugiesische Galeere?
Der Schmerz allein ist nicht, was die Qualle so gefährlich macht, sondern das Gift. Es kann einen Schock, hohes Fieber und Herzrasen auslösen. In der Nähe der Atemorgane kann es außerdem zu gefährlichen Schwellungen führen und das Atmen behindern. Todesfälle sind zwar selten, dennoch sollten Stiche nicht unterschätzt werden – insbesondere wenn man ein schwaches Immunsystem hat oder Allergiker ist.
Was tun, wenn man eine Portugiesische Galeere sieht?
Im Wasser sollte man versuchen, möglichst schnell Abstand zu gewinnen. Zuerst sieht man sich kurz um, ob noch weitere dieser Tiere in der Nähe sind. Dann schwimmt man langsam weg. Es ist besser, hektische Bewegungen zu vermeiden, da man sich sonst leicht in den Tentakeln verfangen kann. Auch am Strand sollte man aufpassen. Die Nesselzellen sind auch an Land noch viele Tage aktiv. Nicht anfassen!
Wie weh tut ein Stich?
Ein Stich verursacht starke Schmerzen, die sich wie ein starker Peitschenhieb anfühlen. Im besten Fall lassen sie nach einer Stunde nach. Sie können aber auch 2-3 Tage andauern.
Wie behandelt man die Stiche?
Ärztliche Hilfe
In jedem Fall sollte man nicht lange warten und sofort ärztliche Hilfe suchen. Um die Zeit bis zum Eintreffen des Arztes zu überbrücken, können vor Ort Erste-Hilfe-Maßnahmen eingesetzt werden.
Erste Hilfe
Oft heißt es, man soll die Tentakel auf keinen Fall mit Essig, sondern mit Salzwasser abspülen. Wissenschaftler der Universität Hawaii haben im Jahr 2017 jedoch herausgefunden, dass durch das Salzwasser noch mehr Nesselzellen entladen werden. Sie konnten in ihrer Studie belegen, dass Essig die bessere Wahl ist. Es ist also eine gute Idee, immer etwas Essig in einer kleinen Flasche dabei zu haben.
Lebenserwartung
Portugiesische Galeeren leben etwa ein Jahr.
Feinde und Bedrohungen
Natürliche Feinde
Die natürlichen Feinde der Portugiesischen Galeere sind die Unechte Karettschildkröte, die Seeschwalbe, die Veilchenschnecke, der Mondfisch und die Blaue Ozeanschnecke.
Ein Zeichen des Klimawandels
Portugiesische Galeeren bevorzugen warme Meere. Da sich die Meere durch den Klimawandel erwärmen, erweitert sich der Lebensraum für die Quallen. Deshalb sind sie jetzt auch an den Küsten Europas zu sehen, zum Beispiel vor Malta, Mallorca, Formentera, Nordspanien, den Kanaren, Azoren und sogar Irland.
Bedeutung für das Ökosystem
Wichtig für andere Meerestiere
Portugiesische Galeeren scheinen auf den ersten Blick keine besonders nützlichen Tiere zu sein. Im Gegenteil, eher sehr gefährliche – für alle Lebewesen. Es gibt jedoch Tierarten, für die sie von großem Nutzen sind. Zum Beispiel für junge Löcherkraken. Sie reißen ihnen Tentakel aus und verteidigen sich mit ihnen oder fangen mit ihnen Beute. Auch Quallenfische suchen ihre Nähe, denn sie ernähren sich von den Tentakeln. Außerdem sind sie eine wichtige Nahrungsquelle für die bedrohte Unechte Karettschildkröte.
Wichtig für die Wasserqualität
Portugiesische Galeeren bilden große Schwärme mit tausenden von Tieren. Sie helfen, Nährstoffe und organische Stoffe zu recyceln und tragen dadurch zur allgemeinen Gesundheit des Ökosystems bei.
Fortpflanzung
Portugiesische Galeeren sind keine einzelnen Tiere, sondern eine Kolonie von Tieren. Trotzdem ist die gesamte Kolonie entweder weiblich oder männlich. Sie vermehren sich, indem eine weibliche Kolonie Eier im Wasser freilässt und die männliche Kolonie Spermien. Die befruchteten Eier wachsen zu Larven heran, die sich mehrfach klonen und dann eine neue Kolonie bilden. Zuerst bilden sie das Segel und einen Fresspolypen, dann folgen die anderen „Teile“.
Name
Galeeren waren Segelschiffe, die im Mittelalter im Krieg eingesetzt wurden. Die Portugiesische Galeere hat ihren Namen erhalten, weil sie mit ihrer Schwimmblase diesen Segelschiffen ähnelt und für uns Menschen nicht ganz ungefährlich ist.
Fun Facts
Rechtshänder und Linkshänder
Portugiesische Galeeren können rechts- oder linkshänder sein. Das hat auch einen guten Grund. Die „Linkshänder“ werden vom Wind nach rechts getragen und die „Rechtshänder“ nach links. Wenn es windig ist, wird nur die Hälfte an die Küste gespült und sie haben als Tierart mehr Chancen zu überleben.
Auf Englisch
Die Portugiesische Galeere heißt auf Englisch „Floating Terror“ (= „Schwimmender Terror“), „Portuguese man o' war“ („Portugiesisches Kriegsschiff“), „Man-of-war“ oder „Bluebottle“ („Blaue Flasche“).
Die Portugiesische Galeere ist verwandt mit:
- Feuerkoralle
- Segelqualle
Weitere Tiere im Lebensraum:
- Blaue Ozeanschnecke
- Echte Karettschildkröte
- Löcherkrake
- Mondfisch
- Seeschwalbe
- Veilchenschnecke
- Tintenfisch
- Unechte Karettschildkröte
Quellen:
- „Assessing the Efficacy of First-Aid Measures in Physalia sp. Envenomation, Using Solution- and Blood Agarose-Based Models“ (https://www.mdpi.com)
- „Tremoctopus violaceus Uses Physalia Tentacles as Weapons“ (https://www.science.org)
- „Largest siphonophore zooids“ (https://www.guinnessworldrecords.com)